Hapag Lloyd bleibt im Heimathafen Hamburg

Hamburger Investorengruppe erwirbt Großteil der Reederei. Die Hansestadt ist mit 486 Millionen Euro dabei

HAMBURG taz ■ Von der Börse gibt es auch mal gute Nachrichten. Um rund 25 Prozent auf etwa 13 Euro kletterte am Montagmittag die Aktie des Reise- und Schifffahrtskonzerns TUI. Der Grund liegt im Teilverkauf des Tochterunternehmens Hapag-Lloyd an eine Hamburger Investorengruppe. Den hatte der Aufsichtsrat des Hannoveraner Konzerns am Sonntagabend beschlossen. Laut Analysten ist der Verkaufspreis von 4,45 Milliarden Euro ein „unerwartet großer Erfolg“.

Die sogenannte Hamburger Lösung sieht vor, dass TUI zunächst sämtliche Anteile von Hapag-Lloyd an eine Tochtergesellschaft des Konsortiums Albert Ballin zu einem Unternehmenswert von 4,45 Milliarden Euro verkauft – abzüglich der Schulden in Höhe von etwa 1,4 Milliarden Euro. Zugleich erwirbt TUI eine unternehmerische Beteiligung von 33,33 Prozent für einen Kaufpreis von 700 Millionen Euro an der neuen Gesellschaft. Für diese hat die Investorengruppe ein Vorkaufsrecht, falls TUI nach 2012 in einem zweiten Schritt auch den Rest der Anteile veräußern möchte.

Die weltweit fünftgrößte Containerreederei geht damit zunächst mehrheitlich in den Besitz einer eigens dafür konstruierten Gruppe über, die Wolfgang Peiner zusammengeführt hat, ehemaliger Hamburger Finanzsenator und Bundesschatzmeister der CDU. Hauptakteure sind mit geschätzten 600 Millionen Euro Klaus-Michael Kühne, Chef des größten deutschen Speditionsunternehmens Kühne & Nagel, und die Stadt Hamburg selbst. Über eine städtische Beteiligungs-GmbH wird die Hansestadt 484 Millionen Euro beisteuern. Den Rest teilen sich die HSH Nordbank sowie die Versicherungen Hanse Merkur und Iduna Signal. Ziel der Operation ist es, die Kontrolle über Hapag-Lloyd als größte deutsche Frachtreederei im größten deutschen Hafen zu erhalten. Als letzter Konkurrent war die Staatsreederei NOL aus Singapur am Freitag aus dem Bieterwettbewerb ausgestiegen.

Unterm Strich nimmt TUI durch den Verkauf dem Vernehmen nach rund 1,4 Milliarden Euro ein. Mit dem Geld will der Reisekonzern seine „Position als Weltmarktführer in der Touristik weiter ausbauen“, kündigte Vorstandschef Michael Frenzel an.

Querschießen könnte noch der norwegische Großaktionär John Fredriksen, der gut 15 Prozent an der TUI hält. Er hatte sich zuletzt gegen den Verkauf von Hapag-Lloyd gewandt, da wegen der internationalen Finanzkrise kein angemessener Verkaufspreis zu erzielen sei. Zudem hatte er eine außerordentliche Hauptversammlung verlangt. Diese hätte bei einem vollständigen Verkauf einberufen werden müssen. Mit dem jetzt gefundenen Modell wird dieser Schritt umgangen – Fredriksen könnte sich ausgetrickst vorkommen. Das letzte Wort scheint noch nicht gesprochen zu sein.

SVEN-MICHAEL VEIT