Blick in die Zukunft

Neugestaltung der Hamburg-Messe: Architektenbüros Teherani und Ingenhoven im Schlussspurt. Der eine entwarf ein Gebäude, der andere eine Landschaft. Beide Entwürfe sind für die Stadt zu teuer und sollen überarbeitet werden

Für uns ist der Fernsehturm der Messeturm, wir haben den gekapert

von GERNOT KNÖDLER

Der städtebauliche Wettbewerb zur Messeerweiterung ist fast vorbei – und wer hat eine Fifty-Fifty-Chance auf den Sieg? Bothe-Richter-Teherani (BRT) – das Hamburger Büro, das die Europapassage entworfen, für Bürgermeister Ole von Beust eine White Bridge über die Elbe erdacht und das Doppel-X im Heidenkampsweg gebaut hat. Bausenator Mario Mettbach (Schill) sah sich genötigt, darauf hinzuweisen, die Jury habe unter anonymisierten Plänen ausgewählt. Dabei hätte man den grandiosen Entwurf der Düsseldorfer Ingenhoven, Overdiek und Partner eher dem Stil Teheranis zugeordnet als dessen bescheidenen, sich einordnenden Vorschlag. Beide Büros erhielten in der Endrunde unter elf Arbeiten einen zweiten Preis und haben vier Wochen Zeit, ihre Vorschläge zu verbessern.

Christoph Ingenhoven entwarf jeweils zwei große Hallen östlich und westlich der Karolinenstraße, die paarweise unter Dächern aus Tonnensegmenten vereint sind. Ihre Fassaden bestehen zu einem großen Teil aus Glas und geben der Karolinenstraße eine klare Fassung. Der Fernsehturm steht gegenüber von Planten un Blomen frei auf einem Platz, der einen markanten Messeeingang bilden würde. „Für uns ist der Fernsehturm der Messeturm“, sagt Ingenhoven. „Wir haben den gekapert.“

Teherani schlägt kleinere, optisch stärker getrennte und gut zugängliche Hallen vor mit Ziegelfassaden, Glasdächern und einem Ziegelbelag auf den Erschließungsstraßen. Die Anordnung der Hallen schafft dreieckige, grüne Plätze an der Karolinenstraße. Die Straßen würden mit Zäunen verschlossen, könnten aber für Olympia geöffnet werden.

„Der eine Entwurf bietet eine Messelandschaft, der andere ein Messegebäude“, brachte es Architekt und Preisrichter Jan Störmer auf den Punkt. Teherani versucht, die riesigen Messehallen in die Stadt zu integrieren, während Ingenhoven die Gebäude bewusst als – wenn auch luftigen und transparenten – Fremdkörper inszeniert. Beide Entwürfe setzen sich allerdings nicht gezielt mit der von den Anwohnern gewünschten Verbindung vom Karoviertel zum S-Bahnhof Sternschanze auseinander.

Ingenhofen würde das denkmalgeschützte HEW-Gebäude an der Karolinenstraße, die Karoline, ganz platt machen, Teherani dessen Fassade unter dem Südende eines mehrstöckigen Gebäuderiegels an der Karolinenstraße begraben. Beide Architekten müssen die Kosten noch auf 150 Millionen Euro drücken.

Öffentliche Vorstellung der Pläne am 20. Februar ab 17 Uhr in der Karoline