Kommerzielle Kompetenz

Ein Betriebswirtschaftler holt Bremens „gepamperte“ Künstler aus dem Elfenbeinturm

Claus C. Schmickler war auch optisch perfekt auf seine Zielgruppe vorbereitet: Lässig hatte sich der Diplomkaufmann einen Schal um den Hals geschwungen, bevor er am vergangenen Wochenende in der Städtischen Galerie am Buntentorsteinweg vor 22 Kunstschaffende aus der Region trat. Der „Bremer Verband Bildender Künstlerinnen und Künstler“ hatte Schmickler, dem die Wirtschafts- und Unternehmensberatung „CSC-Consult“ in Köln gehört, für ein „Weiterbildungsseminar“ an die Weser geholt.

Seinem Crash-Kurs in Ökonomie hat Schmickler keinen einfachen, hippen Namen gegeben: „Betriebswirtschaftliche Grundlagen zur Existenzsicherung, Verbesserung der Marktchancen und Steigerung der kommerziellen Kompetenz bildender KünstlerInnen“ heißt das Seminar, für das die Teilnehmer 85 Euro „inklusive Unterlagen und Pausengetränke“ berappen mussten. Es sei „für sensible Künstlerohren schon manchmal irritierend“, wie er „durch ein Betriebswirtschaftsraster auf die Szene gucke“, sagt Schmickler – und zieht genussvoll an einer „Davidoff Magnum“.

Vor einigen Jahre stieg der begeisterte Kunstsammler, der „Gott und die Welt in der Galerieszene“ kennen will, aus der „klassischen Unternehmensberatung“ aus („das war mir letztlich alles zuwider“) und begann sein Hobby clever mit dem Job zu verknüpfen. Kunst sei „zwar das Wahre, aber eben auch eine Ware“, kann sich Schmickler das Wortspiel nicht verkneifen. Und deshalb sei es für einen Künstler so wichtig herauszufinden, wie er sich selbst am besten organisieren und präsentieren könne.

Schwerpunkte des Wochenendseminars sind folglich Buchhaltung und Steuerwesen, das Urheberrecht, die Tücken von Verträgen mit Galerien oder Kunsthändlern sowie – natürlich nicht zuletzt – raffinierte Marketingstrategien.

Schmickler ist es wichtig, die Künstler aus dem Elfenbeinturm herauszulocken: „Ein gewisses professionelles Geschäftsgebaren muss man schon mitbringen.“ Der „Consulter“ muss seinen Eleven mitunter auch Banalitäten erst beibringen, also getrennte Privat- und Geschäftskonten anzulegen oder sich einen Fax-Anschluss zu beschaffen. Auch hätten manche noch nie davon gehört, dass sie als Künstler in den Genuss der Umsatzsteuerpräferenz kämen, sagt Schmickler fassungslos. Dabei gebe es in Deutschland doch „keine Berufsgruppe, die so gepampert ist wie die Künstler“. jox

Informationen über Claus C. Schmicklers Kurse unter Tel. 0221/3104400