KUNSTRUNDGANG
: Dominikus Müller schaut sich in den Galerien von Berlin um

Dass die Kunst in Zeiten wie dieser nach Orientierung sucht, hätte man sich ja denken können. Michael Kalki versucht es mit der Reduktion auf das Wesentliche. „NSOW“ heißt seine Ausstellung. Nord – Süd – Ost – West. Klar. An den vier Wänden seiner Galerie Jan Wentrup hat er vier großformatige Gemälde aufgehängt. Man ahnt es schon, jedes steht für eine Himmelsrichtung. Der Osten ist ein leeres Glas, der Westen eine Energiesparlampe, der Süden eine Architekturfassade und der Norden ein Garten im Winter. Auch klar. Irgendwie. Kalki hat das in manchen Fällen in einer Art Pointillismus auf die Leinwand gebracht und mit großen freien Flächen kontrastiert. Dieses vierseitige Malereiensemble ist dann mit einer Klappleiter in der Mitte des Raums zu einer raumgreifenden Installation erweitert. Auf einer Stufe der Leiter sitzen zwei asiatisch aussehende Figuren. Die Fragen häufen sich. Zurück in Mitte: Auch hier gibt es Malerei, allerdings in klein. Sehr klein. Dafür aber viele. Gegenüber Kalkis Bildern, die dank ihrer stringenten Formensprache und der austarierten Hängung sehr geschlossen und überlegt konzipiert wirken, sieht das, was Matt Connors bei Lüttgenmeijer zum Besten gibt, erst einmal nach wildem Durcheinander aus. Bunte Balken, ruppig ausgemalte Flächen, und dazwischen ein Blumenbild in 70er-Jahre-Braun-Tönen. Wirft man jedoch einen genaueren Blick auf die Bilder, erkennt man darin einen alten Bekannten: die Mediendiskussion. Manche der kleinen Leinwände sind faltig wiederaufgezogen, nachdem Connors sie zum Bemalen entfernt hat. Andere sehen so aus, als wären sie teilweise von hinten bearbeitet worden. Dazu gibt es eine Fotografie, die in einem Rahmen arrangierte Farbteststreifen zeigt. Alles in allem dann doch: erstaunlich klar. Warum nur müssen die Dinge immer so passgenau andersherum zum Liegen kommen als erwartet?

Michael Kalki: NSOW, bis 15. 11., Di.–Sa., 11–18 Uhr, Galerie Jan Wentrup, Tempelhofer Ufer 22 Matt Connors: Homonyms, bis 8. 11., Mi.–Sa. 12–18 Uhr, Lüttgenmeijer, Schillingstr. 31