der große public-value-test (8)
: Heute: der „Big Brother“-Sender

Was dürfen öffentlich-rechtliche Sender im Internet? Am 23. Oktober werden Spielregeln festgeklopft. Bis dahin fragen wir: Wie steht es um den sog. Public Value der Sender? Und NEU: Was würde Marcel Reich-Ranicki sagen?

Name: RTL 2

Alter: 15

Sitz: Grünwald

Chef: Jochen Starke

Gehört: RTL Group (35,9 Prozent), Tele München (31,5 Prozent), Heinrich Bauer (31,5 Prozent), Burda (1,1 Prozent)

Information: 10,5 Prozent

Unterhaltung: 57,7 Prozent

Marktanteil (September): 3,8 Prozent. 6 Prozent bei den 14- bis 49-Jährigen. 0 Prozent bei Marcel Reich-Ranicki.

Programm-Highlights: Derzeit die Serienmörderserie „Dexter“, dereinst etwa die Reportage „Das Experiment – 30 Tage Moslem“, ausgezeichnet mit dem Europäischen und dem Deutschen CIVIS-Fernsehpreis

Tiefpunkte: „Big Brother“ und allgemein der bediente Voyeurismus. Und die vielen Dokusoaps. Beispiel: „Frauentausch“.

Typisch bei rtl2.de: Viele Programmhinweise in Grün. Und ein News-Kasten in auffälligem Rot. Darin steht: „NEWS – Finanzgipfel der Euro-Staaten“. Ein Klick darauf führt zu: Topthema 1 („Themenwoche Hunger“), Topthema 2 („Giftiges Obst & Gemüse“), Star-News (Jennifer Lopez, Mickey Rourke, Boy George) und Musik-News (AC/DC, Pink, Snow Patrol).

Public Value: Harald Schmidt sprach einst vom Unterschichtenfernsehen. Klüger macht RTL 2 jedenfalls nicht. Man muss erst ein paar Metaebenen aufschichten, bis man sagen kann: RTL 2 beweist, dass man mit dem Mut, Neues zu probieren, etwas schaffen kann – das Jahr des „Big Brother“-Starts, 2000, war das beste der Sendergeschichte. Außerdem kann man „Big Brother“ mit etwas Mühe als Kommentar zum Überwachungsstaat lesen: „Wir brauchen mehr Kameras, Freunde, nur so, weil’s Spaß macht!“ Allerdings ist es uns nicht möglich, die so transportierte Meinung zu teilen.

Marcel Reich-Ranickis Bilanz: Blödsinn.