in eigener sache
: taz hamburg – Entwicklung oder Abwicklung? Stimmen und Reaktionen, Teil IV

In der aktuellen Auseinandersetzung um die norddeutschen Lokalteile der taz hat der Aufsichtsrat beschlossen, die Position des Vorstandes zu unterstützen. Diese sieht vor, das in der taz hamburg und taz bremen entstandene Defizit nicht weiter zu tragen. Ob die geforderte Kostenreduzierung – wie vom Vorstand beschlossen – durch die tägliche Erstellung gemeinsamer Seiten in Hamburg und Bremen sowie einen Personalabbau erfolgen wird, soll in weiteren Verhandlungen zwischen dem Vorstand und den MitarbeiterInnen der taz bremen und der taz hamburg in den nächsten Wochen geklärt werden. Abgelehnt wurde der Vorschlag der beiden Lokalteile, ohne Beeinträchtigung der lokalen Stadtausgaben durch eine gemeinsame und erweiterte nordtaz für Norddeutschland zusätzliche Erlöse zu erzielen.

Nachfolgend eine – zumeist gekürzte – Auswahl von mehreren Dutzend Stellungnahmen, die uns auch gestern erreichten. Wir werden unsere LeserInnen weiterhin informieren.

Seit einiger Zeit habe ich die taz abonniert, weil ich erkennen konnte, dass das Hamburger „Hausblatt“ (HA) nicht zwingend notwendig ist, um sich über die Aktivitäten der Bildungsbehörde – was mich sehr interessiert! – zu informieren. Davon konnte ich auch zwei weitere Kolleginnen überzeugen. Wenn nun der Regionalteil mit fundierten Beiträgen entfällt, weiß ich nicht, wo ich meine Informationen herholen soll. Dann gar keine Tageszeitung mehr. Leider werden Sie dann eine Abonnentin los sein und nie das gesteckte Ziel erreichen!

Reinhilde Böhm, Hamburg

(Es) könnte auch die Frage auftauchen, warum nicht der Berlin-Teil eingestellt wird, wenn unbedingt gespart werden muss? Erstens finde ich ihn schlechter als den HH-Teil und zweitens gibt es in der Hauptstadt nicht nur so viel mehr an Tageszeitungen im Vergleich zu HH, sondern auch ein viel breiteres politisches Spektrum, das Regierung und Opposition und die außerparl. Opposition widerspiegelt. HH ist im Tageszeitungsbereich hingegen ohne TAZ-HH springerdominant und/oder Boulevard. Ist das die Berliner Empfehlung an ihre HHer TAZ-AbonentInnen? Mit meinem Verständnis können sie dann nicht rechnen, mit meiner Abo-Kündigung sehr wohl!

Gaby Gottwald, Hamburg

(...) Aus der Zusammenlegung der beiden starken Regionalteile könnte eine Northern Dimension der taz werden. Damit gäbe die taz eine klare Antwort auf das Zusammenwachsen des Ostseeraums und die Kooperation der Nordländer. Aber eine Nord-taz darf nicht aus reinen Kostengründen entstehen, sondern muss eine Konzeption sein, die die Kostenfrage mit einer Entwicklungschance verknüpft. Ein Schritt in Richtung Nord-taz mit dem gemeinsamen Blick auf den Norden würde wirklich ein innovatives Angebot für die Leser werden (...).

Farid Müller, GAL, Vizepräsident

der Hamburger Bürgerschaft

Als langjähriger Leser und Abonnent der taz, Ausgabe Hamburg, möchte ich nicht ungefragt als Argumentationshilfe für die Hamburger Aktion genommen werden. Der Hamburg-Teil ist so etwas von banal und provinziell, das ich gut auf ihn verzichten kann (...) Inhaltlich wird die HH-taz schon wenige Kilometer vom Redaktionsstandort nicht mehr wahr- und ernstgenommen. Denn was trägt die taz bei zu Meinungsbildung und Information über Geschehnisse im Hamburger Umland? Nichts – oder fast nichts. (...)

Also liebe Hamburger tazler: Gebt uns einen anderen Lokalteil oder wenigstens den von Berlin oder Bremen. Und behauptet nicht, im Namen von Tausenden zufriedenen Lesern zu handeln, bevor ihr sie gefragt habt! Karl Decker, Lübeck

Ich bin fast sprachlos! Nur 2 Seiten taz-hh??? Ohne mich! Ich habe 1 Genossenschafts-Anteil gekauft und 1 verschenkt, um die taz-hh zu sichern! WEHE!!!!

Wolfram Giese, Hamburg

„Hamburg braucht die taz hamburg! Mit täglich mindestens vier Seiten aus Hamburg!“ – diesem Aufruf der dju-Hamburg schließen sich weiter JournalistInnen an. Anbei die Namen 65 bis 73. Fritz Gleiß,

dju-Hamburg, Sprecher des Vorstands

(...) Als kritisches Korrektiv zur mehr oder weniger senatstragenden Hamburger Lokalmedienlandschaft ist der HH-Teil erfrischend nah an seinen Wurzeln geblieben und berichtet auch über das, was die anderen verschweigen. Für mich als Kriegsgegner sind FR und ND sowieso die ergiebigeren Zeitungen, nur der HH Teil hielt mich bisher von der Abo-Kündigung ab.

Ich hoffe Euer Schritt in die Öffentlichkeit bringt die Berliner Zentralstrategen zur Umkehr. Auch wenn die „vierte Gewalt“ etwas kostet, wer sie in Hamburg beschneidet, baut den „Schills“ die Brücken. Kay Seligmann, Hamburg

Ich hätte einen Gegenvorschlag: Baut die taz HH endlich aus und macht damit die taz zu einer ernsthaften Konkurrentin in der Hamburger Zeitungslandschaft. In der letzten Zeit hat man dem HH-Teil arg angemerkt, dass die Redakteure vor Stress nicht wohin wussten. Ständig Leitartikel und Kommentar aus einer Feder – geht eigentlich nicht.

Ich würde einen reduzierten Regionalteil nicht in Kauf nehmen, dann lieber Abo kündigen und zwischen Taz, Süddeutscher Zeitung und Tagesspiegel springen. ABER: Ein fetter Hamburgteil, etwas weniger tendenziös und weniger unkonzentriert in der Ausführung (z.B. mal die Namen von angesprochenen Künstlern und Politikern richtig schreiben) wäre mir unter Umständen den politischen Preis wert! Amrey Depenau, Hamburg