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Archiv-Artikel

Lernen, solange die Duldung gilt

EU-geförderte Qualifizierungsmaßnahme Equal in Hamburg sucht noch Ausbildungsplätze für Flüchtlinge. Die bekommen dafür sogar eine Arbeitserlaubnis – aber keine Zusicherung, bis zum erfolgreichen Abschluss hier bleiben zu können

von ELKE SPANNER

In der Handwerkskammer Hamburg, sagt deren Chef Jürgen Hogeforster, „beginnen alle Karrieren im Handwerk“. Und er wünscht den TeilnehmerInnen von „Equal“, der „Qualifizierungsoffensive für AsylbewerberInnen und Flüchtlinge“, dass diese auch ihnen einen erfolgreichen Start ins Berufsleben beschert. Zwar hat Hogeforster bis zum Vortag der gestrigen „Börse für Ausbildungsplätze für Flüchtlinge“ in der Handwerkskammer nicht einmal gewusst, dass sein Verband Equal unterstützt. Jetzt aber begrüßt er das Projekt, das seit vorigen Mai läuft: „Wir können es uns nicht leisten, Menschen auszugrenzen.“

Dabei ist genau das Alltag in der Stadt: Flüchtlinge, die keinen festen Aufenthaltsstatus haben, dürfen nicht arbeiten und auch keine Ausbildung beginnen. Eine Ausnahme wird für die TeilnehmerInnen von Equal gemacht: Erfüllen sie darüber hinaus weitere Bedingungen wie Straffreiheit und gültigen Pass, bekommen sie für ihre Ausbildung eine Arbeitserlaubnis. Die Qualifizierungsmaßnahme wird von der EU gefördert und von verschiedenen Trägern in Hamburg, Rom, Liverpool, Lyon und Paris getragen. Außer Flüchtlingen werden weitere auf dem Ausbildungsmarkt benachteiligte Menschen unterstützt.

In Hamburg bieten 16 Teilprojekte Bildungsmaßnahmen für Flüchtlinge an. Dass die jungen Ausländer eine Lehre beginnen können, heißt aber keineswegs, dass sie diese auch zum Abschluss bringen dürfen. Denn eine Aufenthaltserlaubnis ist mit dem Ausbildungsvertrag nicht verbunden. Latif Aslani, Maler-Lehrling beim Träger Abakus, wäre trotz seines Jobs kürzlich abgeschoben worden, hätten dem nicht Gründe in seinem Herkunftsland Kroatien entgegengestanden. Und auch sein Kollege Fousseni Fatigua ist zwar mit der Ausbildung selbst zufrieden, darüber hinaus „aber nicht so ganz: Meine Duldung gilt nur für sechs Monate“. Die Ausbildung dauert drei Jahre.

Die Angebote von Equal reichen von berufsbezogenem Deutsch bis hin zu Qualifizierungen in verschiedenen Berufsfeldern – betriebliche und außerbetriebliche. Die KoordinatorInnen sind noch auf der Suche nach Firmen, die dafür Ausbildungs- oder Praktikumsplätze bereitstellen. Es sei schwierig, Partner aus der Wirtschaft zu gewinnen, sagt Mitarbeiterin Maren Gag. Dabei hätten junge Flüchtlinge viel zu bieten: Sie würden häufig mehrere Sprachen sprechen und mit ihren Fluchterlebnissen über „spezifische Lebenserfahrung“ verfügen.

Eine junge Frau, die über Equal in einer Qualifizierungsmaßnahme beim Träger Verikom beschäftigt ist, sagt, dass die TeilnehmerInnen „sehr froh über Equal sind. Aber wir brauchen mehr als ein Projekt.“ Auch Gag weist daraufhin, dass den Flüchtlingen selbst während ihrer Ausbildung viele Hürden in den Weg gelegt werden. Viele müßten in Sammelunterkünften leben, in denen die Einhaltung eines geregelten Tagesablaufes nur schwer möglich ist – wie auch Amadu Wurie Jalloh berichtet, der seit Beginn seiner Malerlehre vergeblich um ein eigenes Zimmer kämpft. Zwar sei die Teilnahme bei Equal für die Flüchtlinge schon eine echte Chance. „Jahrelange Diskriminierung aber“, sagt Gag, „läßt sich nicht allein durch Equal beseitigen.“