kulturpolitik
: Staatssekretärin, die Zweite

Durch die so genannte rosarote Brille des Populismus betrachtet, ist Kultursenator Thomas Flierl (PDS) derzeit „Talk of the Town“: vorgestern als Kontrabass in Sachen Barenboim, gestern als Held der Opernreform und heute als der Rausschmeißer seiner Staatssekretärin. Das schafft Zeilen nach dem Motto: Bad news is good news as bad news.

Kommentar von ROLF LAUTENSCHLÄGER

Mit der Entlassung von Krista Tebbe indessen beschädigt sich der Senator wieder einmal nur selbst und die Regierung. Liefert Flierl doch all jenen Argumente, er positioniere sich wie üblich erst mal falsch und müsse – Scherbenhaufen inbegiffen – nachkorrigieren. Im Fall Tebbe trifft dies zu. Die Berufung der Kulturamtsleiterin aus dem Kreuzberger Milieu war ein Fiasko. Ihre Auftritte gerieten größtenteils zur Katastophe. Der Job, das „Forum Kultur“ zu installieren, hat Tebbe überfordert – das Forum existiert bis dato nicht. Die Spatzen haben es von den Dächern gepfiffen, dass da was nicht stimmt. Der Kultursenator wollte das überhören, von Anfang an und viel zu lange.

Wenn der Rauch sich verzogen hat, wird Flierl das schwierige Amt neu zu besetzen haben – wofür ein Kunststück nötig ist. Gesucht wird eine Person, die mit einem fast leeren Geldbeutel auskommen muss und trotzdem alles zu Gold verwandelt. Ist schon der Senator selbst kein Impresario auf der Bühne hauptstädtischer Kultur, braucht es solch eine. Gesucht wird auch jemand, der sich für die Szene zerreißt und vor Ideen sprüht, der quer denkt und geradeaus ist. Gesucht wird eine „Seele“ der Kultur, den Kopf haben wir ja schon.