alle für den frieden (4)
: Die Geschichte der Käse-Terroristen

Lebendige Zeitung

91 Prozent der Deutschen sind gegen einen neuen Krieg am Golf. Die ganze Nation eine Friedensbewegung? Die taz stellt täglich vor, wer sich so rührt.

Wie lässt sich erfolgreich gegen einen Irakkrieg mobilisieren? Mit Informationen, die nicht langweilen, meint die Theatergruppe „G86B“. Deswegen machen Ahmed, Joyce und Michael „Living Newspaper – lebendige Zeitung“. Für ihr Antikriegsstück „The Story of Oily Fossile“ haben sie Fakten recherchiert.

Die Geschichte geht so: Oily Fossile hat einen Albtraum. Er wird gejagt. Denn Oily kann als Einziger Autos zum Fahren bringen. Panzer auch. Also sind amerikanische Ölkonzerne und die US-Regierung hinter ihm her. Oily flüchtet in die neutrale Schweiz. Um an ihn ranzukommen, präsentiert Colin Powell vor der UN Fotos riesiger gelber Scheiben, die in muffigen Alpenhöhlen lagern. Ganz klar: Die Schweiz hortet stinkenden Käse zur Massenvernichtung. Als B 52-Bomber anfangen, Raketen auf die Käseterroristen zu werfen, wacht Oily auf.

Der Vergleich hinkt, mag jetzt mancher denken. Aber genau das liegt in der Absicht des Theatertrios. „Wir wollen mit unserem Stück nicht Betroffenheit erzeugen. Die Leute sollen lachen“, sagt Ahmed.

Das Konzept „Living Newspaper“ hat schon einiges bewirkt. In Roosevelts Amerika der 1930er-Jahre brach ein Zeitungstheater über Obdachlose sogar eine Kongressdebatte vom Zaun. In dieser Tradition sehen sich die drei. Die Kleinen ärgern die Großen. Nicht umsonst haben sie sich „G86B“ genannt: sechs Milliarden Menschen gegen acht große Industriestaaten. Nach der Demonstration am nächsten Samstag ist „Oily“ im Theaterhaus Mitte zu sehen. MAB

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