Bali-Verdächtiger tritt im Fernsehen auf

Auf einer übertragenen Pressekonferenz der indonesischen Polizei plaudert Ali Imron über den Anschlag vom Oktober

BANGKOK taz ■ Einer der Hauptverdächtigen des Anschlags auf Bali hat gestern sein Schuldbekenntnis öffentlich vorgetragen. Während einer Pressekonferenz der Polizei sagte Ali Imron: „Unser Ziel war es, Amerika und alle seine Verbündeten zu treffen, denn sie sind internationale Terroristen.“ Geradezu zynisch klang es, als der mutmaßliche Attentäter gleichzeitig Reue bekundete. Er entschuldige sich bei den Familien der Opfer.

Flankiert von Polizisten demonstrierte Imron, eher einem Showgast als einem Verdächtigen gleichend, wie er die Zündvorrichtungen präpariert hatte. Nach Angaben der Ermittler hat der 30-Jährige den Anschlag, bei dem mehr als 190 Menschen starben, mit geplant und den mit Sprengstoff beladenen Minivan in die Nähe des Sari-Nachtclubs in Kuta Beach gefahren.

Monatelange Spekulationen über eine Beteiligung weiterer Terrorgruppen an den Bombenattentaten dämpfte Imron mit der Aussage, niemand habe seine Gruppe, die radikal-islamistische Jemaah Islamiyah (JI), unterstützt. Dies ist vor allem als Anspielung auf Behauptungen indonesischer Regierungsvertreter und ausländischer Stimmen zu verstehen. Diese erklärten bereits kurz nach dem Anschlag vom 12. Oktober, die hinter dem Attentat vermutete JI unter ihrem geistlichen Führer Abu Bakar Bashir habe enge Verbindungen zum Terrornetzwerk Ussama Bin Ladens. Laut Imron soll Bashir von dem Plan gewusst haben, aber nicht direkt involviert gewesen sein. Zwei Brüder Imrons sitzen ebenfalls in Haft, der Mechaniker Amrozi sowie Mukhlas, der wie der Computerexperte Samudra als einer der strategischen Köpfe der Bombenleger gilt.

Die gestrige im Fernsehen übertragene Pressekonferenz glich, wie alles im Fall Bali, einer öffentlichen Schau. Dieses publikumswirksame Verfahren ist bizarr und fragwürdig. Schließlich werden so bereits sämtliche Details zutage gefördert, die üblicherweise erst in einer Gerichtsverhandlung präsentiert werden. Fast scheint es, als wolle man dem internationalen Interesse im Fall Bali immer neue Nahrung geben und auch Skeptiker überzeugen, dass das als korrupt geltende Indonesien auch gegen eigene Landsleute keine Nachsicht übt. Erst kürzlich verkündete die Polizei, den vier Hauptverdächtigen drohe nach den neuen, von der Regierung im Oktober zurechtgezimmerten Antiterrorgesetzen die Todesstrafe. Eine Aussage, die sonst der Staatsanwaltschaft vorbehalten ist. Die Prozesse sollen im März beginnen. NICOLA GLASS