Ein kurioser Kandidat

Peter Sodann will für die Linkspartei Bundespräsident werden – präsidial präsentierte er sich aber nicht

Öffentlichkeit ist er ja seit Jahrzehnten gewöhnt, der Kandidat der Linkspartei für das Amt des Bundespräsidenten. Am Dienstagnachmittag stellte die Fraktion Peter Sodann als ihren Mann vor, und der Schauspieler nahm den Medienrummel gelassen.

Zur Pressekonferenz im Bundestag hatte man die Mikrofone auf laut und klein gestellt. Laut, damit jeder hören kann, was Sodann, Gysi, Lafontaine und Bisky zu sagen haben. Klein, weil die Akteure durch die Bank weg von erstaunlich niedrigem Wuchs sind. Während die Partei- und Fraktionschefs ihr Loblied auf den „großen Darsteller auf deutschen Bühnen“ (Lafontaine), den „Präsidenten des Volkes“ (Gysi), die „eigenständig denkende Persönlichkeit“ (Bisky) sangen, stand der so Geehrte in ihrer Mitte. Faltete die Hände vor dem Bauch, dann hinter dem Rücken, schaukelte ein bisschen vor und zurück, blinzelte verlegen. Schließlich war der 72-Jährige dann doch mal dran mit Reden.

Was folgte, war der Monolog eines humorvollen älteren Herrn ostdeutscher Provenienz. „Tjaaa“, sagte Peter Sodann, „das ist alles ganz schwer“, er könne nun mal ungern nein sagen, das sei nun also auch bei der Kandidatur zum Bundespräsidenten so gewesen. Es sei doch „irre“, er sei Jahrgang 1936 und habe sich niemals vorstellen können, dass ihn mal einer fragen würde, ob …

„Ganz dämlich bin auch nicht“, sagte er in Anspielung auf seine sehr bescheidenen Aussichten, im Mai 2009 gewählt zu werden. Ja, ganz dämlich ist Peter Sodann wirklich nicht. Er ist ein lebenskluger Freigeist. Aber ist er auch ein Staatsoberhaupt? Ein Repräsentant der Deutschen? Zumindest in Bezug auf den Humorfaktor kann er mit Gesine Schwan, seiner Konkurrentin von der SPD, mithalten. In seiner etwa zehnminütigen Stegreifrede brachte er zwei Witze, ein Heine-Gedicht, ein Goethe-Zitat, eine Zote und drei Anekdoten unter. Er sprach außerdem von „einem kleinen Linksruck“, der unmittelbar bevorstünde, vom „Mittelmaß“, das in diesen Zeiten Maßstab sei. Schließlich zitierte er einen geflügelten Satz aus DDR-Zeiten: „Die Genossen werden sich schon was dabei gedacht haben“, sagte man damals, wenn wieder mal etwas völlig Unverständliches angeordnet wurde. Man kann nur hoffen, dass nicht nur die Genossen sich etwas bei der Kandidatur des Peter Sodann gedacht haben. AM