Norden wird .ON

Energiekonzern nistet sich in Norddeutschland ein: Wasserwerke, HeinGas und Schleswag unter neuem Dach

Der zweitgrößte deutsche Energiekonzern E.ON treibt seine Pläne zur Erlangung einer beherrschenden Stellung auf dem norddeutschen Energiesektor vehement voran. Das Gerücht, er wolle die städtischen Hamburger Wasserwerke (HWW) erwerben, erhielt gestern neue Nahrung; zugleich wurde die Fusion der Tochtergesellschaften Hamburger Gaswerke (HeinGas) und Schleswag besiegelt.

HWW-Chef Hanno Hames verhandelt demnach über den Kauf der E.ON-Tochter Gelsenwasser, größter deutscher Wasserversorger. Seit Wochen bereits ist nach Informationen der taz hamburg darüber verhandelt worden, dass umgekehrt Gelsenwasser die HWW kaufe. Nun verdichten sich die Anzeichen für einen Ringtausch: HWW erhält die viel größere Gelsenwasser, und deren Mutter E.ON erwirbt 49 Prozent der HWW. Das wäre, befürchtet der grüne Umweltpolitiker Christian Maaß, „eine verdeckte Privatisierung des Grundnahrungsmittels Wasser“.

Genau dagegen hatte erst vorige Woche ein Bündnis von Umwelt- und Verbraucherinitiativen vor dem Hamburger Rathaus protestiert. Finanzsenator Wolfgang Peiner (CDU), für Verkäufe städtischer Firmen zuständig, dementiert nur halbherzig: „Es gibt keine Verhandlungen zwischen E.ON/Gelsenwasser und der Stadt über die Hamburger Wasserwerke – weder für einen Kauf noch einen Verkauf.“ Um einen Verkauf allerdings würde es bei einem Tausch von Anteilspaketen auch gar nicht gehen.

Derweil haben gestern die Aufsichtsräte von HeinGas und des schleswig-holsteinischen Energieversorgers Schleswag dem Grobkonzept für eine Fusion zugestimmt. Beide Unternehmen sind Töchter von E.ON und sollen unter einem gemeinsamen Dach zusammengeführt werden. Teil des neuen Energieunternehmens werde auch die HeinGas-Tochter HanseGas aus Schwerin. Die Fusion soll rückwirkend zum 1. Januar gelten.

„Mit der Verschmelzung entsteht einer der größten regionalen Energiedienstleister in Deutschland“, sagte HeinGas-Geschäftsführer Hans-Jakob Tiessen. Das neue Unternehmen, das noch keinen Namen hat, werde bei einem Umsatz von rund 2,3 Milliarden Euro 800.000 Kunden mit Gas, 700.000 Haushalte mit Strom sowie 22.000 Kunden mit Wasser versorgen. Das Versorgungsgebiet der Fusionspartner reicht von Dänemark bis Polen.

Natürlich wurde beteuert, das es keine betriebsbedingten Entlassungen geben werde. In Medienveröffentlichungen war zuvor spekuliert worden, dass durch die Fusion rund 450 der zurzeit 3300 Arbeitsplätze wegfallen könnten. sven-michael veit