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Farce mit Morddrohung

England sollte heute bei der Cricket-WM gegen Simbabwe antreten. Eigentlich!

DUBLIN taz ■ Spielen sie – oder spielen sie nicht? Schon fast ein halbes Jahr dauert nun das Theater um das englische Cricket-Team. Entzündet hat sich der Konflikt an der Frage, ob England im Rahmen des achten Cricket World Cups, der am Wochenende begonnen hat, aufgrund des Regimes von Robert Mugabe in Harare gegen Simbabwe antreten soll oder nicht. Das Spiel ist heute angesetzt, die Engländer werden wohl nicht auf dem Platz stehen.

Vorausgegangen ist diesem Entscheid eine Farce des englischen Cricket-Verbandes ECB. Im letzten Herbst hatte sich Premierminister Tony Blair persönlich an den englischen Verband gewandt – seit Mugabe ihn im Zusammenhang mit der Enteignung der weißen Farmer in seinem Land öffentlich beleidigt hat, ist er kein Freund des Ehrenpräsidenten der Zimbabwe Cricket Union – und zum Boykott der Partie geraten. Der ECB lehnte aus finanziellen Gründen ab: Nicht nur verliert die Mannschaft bei einem Fernbleiben vier Punkte, zugleich droht dem Verband eine Strafe von bis zu zehn Millionen Pfund. Anfang des Jahres meldeten sich die Spieler zu Wort. Sie sagten, sie könnten nicht in einem Polizeistaat antreten. Zugleich räumten sie ein, dass sie Angst um ihre Sicherheit hätten. Unterstützt wurden die Spieler von der englischen Bevölkerung: Laut einer Umfrage lehnen 79 Prozent den Willen des Verbandes ab.

Der ECB sah seine Felle davonschwimmen. Er setzte sich beim Internationalen Verband für eine Verlegung des Spiels in Harare ein und zog sogar vor Gericht. Am Freitag kam schließlich das abschlägige Urteil. Worauf der ECB die Spieler zu überreden versuchte, nun doch in Harare zu spielen – ungeachtet der Tatsache, dass englischen Funktionäre nur Stunden zuvor vor dem Internationalen Verband noch argumentiert hatten, dass es zu gefährlich sei, in Simbabwe anzutreten. Geschäftsführer Lamb hatte sogar Beweise vorgelegt: einen Brief mit einer Morddrohung. Die Spieler erfuhren davon freilich erst am Freitag, obwohl Lamb den Brief bereits drei Wochen in der Tasche hatte.

Nun fühlt sich die englische Mannschaft vom eigenen Verband hinters Licht geführt. Und auch der Internationale Verband ist über die ECB-Funktionäre verärgert, weil man von ihnen so lange hingehalten wurde. Bis am Montag war unklar, ob die Engländer in Harare antreten würden oder nicht. Jetzt beantragt der ECB eine nachträgliche Verlegung der Partie im Rahmen des 44 Tage dauernden und zum ersten Mal in Afrika ausgetragenen Turniers – nach Südafrika, wo ursprünglich alle Spiele hätten stattfinden sollen. Der Entscheid steht noch aus. RALF SOTSCHECK

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