hamburg heute
: „Chance zur Demokratisierung“

Wie denken Kurden über den EU-Beitritt der Türkei? Ein Soziologe stellt seine Forschung vor

taz: Herr Topcuoglu, Sie lesen heute aus Ihrer Diplomarbeit im Fach Soziologie. Wie kam es zum dem recht speziellen Thema?

Sebahatin Topcuoglu: Der Grund liegt nah, ich bin selbst Kurde und habe bis zu meinem 18. Lebensjahr in der Türkei gelebt, so hat mich in erster Linie mein Hintergrund motiviert. Die konkrete Idee kam mir allerdings bei Projekten an der Hochschule für Wirtschaft und Politik: Ich besuchte mehrere Seminare zum Thema EU-Beitritt, aber nirgends wurden in den Untersuchungen kurdische Sichtweisen beleuchtet. Ich fand, das sei eine Leerstelle und wollte in meiner Abschlussarbeit zeigen, wie Kurden zu dem Thema denken. Eine deutliche Mehrheit plädiert übrigens für einen Beitritt, da sie ihn als Chance zur Demokratisierung des Landes sehen!

Wen haben Sie für Ihre Studie befragt?

Ich habe vor Ort in kurdischen Regionen Interviews geführt – keine Masse an Privatpersonen, sondern Menschen in wichtigen Positionen: juristische Amtsträger und Vorsitzende verschiedener Parteien. Ich denke – trotz der nur zwölf Repräsentanten –, so einen guten Meinungsquerschnitt zu liefern. Alle sind große Persönlichkeiten der kurdischen Gesellschaft.

Was erwarten Sie sich von der heutigen Lesung?

Ich hoffe es kommen viele Interessierte, die im Anschluss mit mir gemeinsam über das Thema diskutieren. INTERVIEW: NAVO

19.30 Uhr, Werkstatt 3, Nernstweg 32–34

Fotohinweis:SEBAHATIN TOPCUOGLU, 36, Soziologe