heute in bremen
: „Schollenfilet aus Marzipan“

Unter dem Motto „Götterspeise und Suppenkaspar“ lässt Quartier e.V. Kinder mit Essen basteln

taz: Frau Siamis, Sie entwerfen „essbare Landschaften“. Woraus bestehen die?

Andrea Siamis, Quartier e.V. in Tenever: Beispielsweise aus Marzipan oder Salat. Kinder dürfen bei uns gemeinsam mit Künstlerinnen und Künstlern der Fantasie freien Lauf lassen. Danach geht es für alle an den Tisch. Wir beobachten die Landschaft zusammen und dann dürfen die Kinder sich bedienen.

Aber mit Essen spielt man doch nich!

Doch, weil hinterher alles gegessen wird. Wir schmeißen ja nichts in den Müll. Und jeder Gourmetkoch spielt doch manchmal mit Essen.

„Essen dient der Kommunikation“ heißt es bei Ihnen. Inwiefern?

Wir haben in unserem Projekt bisher 26 Gruppen gehabt, die sich mit Kulinarischem auseinander gesetzt haben. Da war immer ganz klar, dass Essen der Kommunikation dient. Die Kinder saßen häufig bis zu zwei Stunden am Tisch – dem wichtigsten Möbelstück überhaupt. Dort wird schließlich alles ausgetragen, auch in den Familien.

„Essbare Landschaften“ ist Teil des Kinderprojektes „Götterspeise und Suppenkasper“. Bekommen die Kinder nur Götterspeise?

Nein, in einer Gruppe hat sich beispielsweise alles um Äpfel gedreht, in einer anderen um Kartoffeln. Andere Kinder haben Ornamente aus Salat entworfen oder professionellen Köchen bei Fake-Essen geholfen: Schollenfilet aus Marzipan.

Entwickeln Kinder so ein anderes Verhältnis zu Essen?

Ja, vor allem dadurch, dass sie sich mit Nahrung auseinander setzen. Sie lernen auch Gerichte anderer Kulturen kennen. Wir sagen ihnen, dass keiner aufessen muss. Aber probieren müssen alle einmal. Die Pädagogen sind ganz verblüfft, wie lange die Kinder mitmachen. Sie fühlen sich bei uns sehr ernst genommen.

Interview: ascan dieffenbach