Brechmittel ohne Folgen

Verfahren gegen Journalistin Marily Stroux wegen Dokumentation einer Protestaktion im Rechtsmedizinischen Institut des UKE wurde nach einem Jahr eingestellt

Die Proteste von Berufsinstitutionen und der Gewerkschaft ver.di zeigten offenkundig Erfolg: Die Hamburger Staatsanwaltschaft hat jetzt das Ermittlungsverfahren gegen die Fotojournalistin und langjährige taz hamburg-Mitarbeiterin Marily Stroux wegen Hausfriedensbruchs eingestellt. Das Verfahren hatte für Aufsehen gesorgt, da der Hamburger Staatsschutz über inoffizielle Kanäle eine andere Fotografin zur Herausgabe von Fotomaterial genötigt hatte.

Stroux hatte als Fotoreporterin im Februar vorigen Jahres ein Go In im Institut für Rechtsmedizin der Uniklinik Eppendorf begleitet. Dabei ging es unter anderem um die Vergabe von Brechmitteln gegen mutmaßliche Drogendealer. Der Leiter der Rechtsmedizin, Prof. Klaus Püschel, stellte Strafantrag wegen Hausfriedensbruchs. Die Polizei hatte aber von den Protestlern während der Aktion keinerlei Personalien aufgenommen. Deshalb konzentrierten die Fahnder ihre Ermittlungen auf Stroux. Deren Autokennzeichen hatten sie bei der Abfahrt zufällig notiert.

Um sich authentisches Material von der Aktion zu besorgen, wurden sie bei der für die Hamburger Morgenpost (Mopo) tätigen freien Fotografin Susanne E. vorstellig – wohlwissend, dass diese als Journalistin ein Zeugnisverweigerungsrecht besitzt. Als sie sich weigerte, Fotos zur Verfügung zu stellen, übten die Staatschützer über den Mopo-Polizeireporter Thomas H. Druck aus. Ihr drohe eine Hausdurchsuchung und ein anschließendes Verfahren. Verängstigt händigte E. den Ermittlern ihre CD mit 42 Aufnahmen aus.

Inzwischen hat sie ihren Fehler eingestanden und ihr Verhalten bedauert: „Man hat mich ins offene Messer laufen lassen.“ Die Redaktionsleitung der Mopo hatte sich von dem Verhalten ihrer Mitarbeiter distanziert und sie angewiesen, Begehrlichkeiten der Polizei auf keinen Fall mehr nachzukommen.

Marily Stroux kann dem Fall zumindest etwas Positives abverlangen. „Das Ermittlungsverfahren gegen mich hat wenigstens dazu geführt, dass unter Kollegen die Diskussion um das Zeugnisverweigerungsrecht wieder entbrannt ist.“ kai von appen