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Die größte Frau der Geschichte war die Chinesin Zen Jin-Lian, die 1964 geboren wurde. Bereits mit vier Jahren war sie 1,56 Meter groß, später 2,47 Meter. Der größte Mann der Welt, der Amerikaner Robert Wadlow (1918–1940), war 2,72 Meter groß. Die längsten bekannten Deutschen sind Antje Dethloff (2,06 Meter) und – seinem Namen zum Trotz – Konstantin Klein (2,23 Meter).

Das Schicksal des 2,58 Meter großen Franz Winkelmeier, der im 19. Jahrhundert in Österreich lebte, ist Inhalt einer Oper von Peter Turrini und Friedrich Cerha. „Der Riese von Steinfeld“ reiste mit einer Zirkustruppe durch ganz Europa und wurde angestaunt und verspottet. Als Winkelmeier mit 27 Jahren an Tuberkulose starb, musste man ihn angeblich klein sägen, da er nicht ins Gemeindegrab passte. Der Riese von Steinfeld wurde im Juni vorigen Jahres an der Wiener Oper uraufgeführt.

Die Menschen in den Industriestaaten werden immer größer. Mediziner sprechen von der säkularen Akzeleration (= Beschleunigung des Längenwachstums verbunden mit früherer sexueller Reife). Söhne lassen ihre Väter im Durchschnitt sechs Zentimeter unter sich, Töchter überragen ihre Mütter um rund vier Zentimeter. Nach den Holländern gehören deutsche Kinder und Jugendliche zu den größten weltweit.

Die Gründe für die Zunahme an Körperlänge sind spekulativ. Häufig wird die bessere Ernährung angeführt. Aber auch Sport und Lichteinwirkung sollen die Menschen größer gemacht haben.

Großwuchs (auch: Gigantismus) ist erblich. Große Eltern können daher eine Wachstumsprognose anfertigen lassen. Dabei ermitteln Ärzte anhand einer Röntgenaufnahme der Handwurzel die wahrscheinliche finale Körpergröße. Sind die Werte unnatürlich hoch, kann eine therapeutische Wachstumsbremsung durchgeführt werden. Mädchen werden vor der Pubertät mit Östrogenen, Jungen mit Testosteron behandelt. Erfolgsgarantie gibt es jedoch keine. Und aufgrund der Nebenwirkungen (Übelkeit, Akne, Thrombosen) ist die „Wachstumsbremse“ äußerst umstritten.

1953 gründeten Felix Schleicher (2,02 Meter) und Joachim Grünhagen (2,00 Meter) den Klub langer Menschen (KLM). 1955 wurde Paul Adenauer, der 1,96 Meter lange Sohn des damaligen Bundeskanzlers, prominentestes Mitglied. Der Ursprungsgedanke war, neue Einkaufsquellen für Kleidung, Möbel und Fahrzeuge bekannt zu machen. Heute steht zudem die gemeinsame Freizeitgestaltung auf dem Klubprogramm.

Im Internet findet man den Klub Langer Menschen und seiner regionalen Bezirke unter www.klm.de. Das offizielle Mitteilungsblatt des KLM, die Große Glocke, erscheint zweimal jährlich. In Berlin fusionierte der KLM mit dem Klub der Großen (KdG) der DDR. Im Osten Deutschlands gibt es sieben „Filialen“ des KdG (www.kdg-deutschland.de). Hier liegen die Aufnahmenormen um fünf Zentimeter höher als beim Westpendant: Frauen müssen 1,85 Meter, Männer 1,95 Meter groß sein.

In diesem Jahr ist der KLM-Berlin Ausrichter des jährlichen Europatreffens der Vereine der Großgewachsenen. Vom 25. Mai bis zum 1. Juni werden Menschen in Übergröße an zahlreichen Unternehmungen in und um Berlin teilnehmen. „Dann herrscht Verdunklungsgefahr in der U-Bahn“, meint Renate Pump. JUTTA HEESS