h.g. hollein Salam Saddam

Die Stadt, in der ich lebe, ringt um die Erhöhung ihres Gästeaufkommens. So soll die Jugend der Welt 2012 hier einfallen. Aber muss bis dahin nicht zumindest eine Übergangslösung angedacht werden? Tatsächlich liegt ja eine auf der Hand. Angesichts einer sich verknappenden Lufthoheit über seinen Palästen ist der Megastar des Bad-Boy-Rap, Saddaminem Hussein, derzeit möglicherweise nicht ganz ungeneigt, sich eine Exil-Dependance an der Alster zu suchen. Zumal die Sozialprognose für den potenziellen Asylbewerber überaus günstig ausfällt. Integrationsprobleme hätte der Mann hier wahrlich keine. Genug Kurden zum Knechten sind – ein paar vorbereitende Gespräche von Seiten der Ausländerbehörde vorausgesetzt – allemal da. Ein Auftritt auf dem Rathausbalkon zum Abfeuern seiner 9-Millimeter wäre darüberhinaus der ideale Event, um dem Entheimateten das Gefühl der Akzeptanz durch die Massen zu erhalten. Und der Innensenator stellt sich sicher gerne neben ihn und darf dann endlich auch mal öffentlich seine Wumme in combat-styler Coolness aus dem Schulterhalfter zaubern. Bliebe nur noch die Frage der Unterkunft. Der Mann tourt ja bekanntlich – wenn überhaupt – mit einer ziemlichen Entourage. Da kommt natürlich nur das Atlantic in Frage, wo Suiten-Nachbar Udo Lindenberg gewiss bereit ist, die Lead-Zeile seines in die Jahre gekommenen Sonderzugs nach Pankow – „Honni, altes Haus“ – in „Saddam, alter Sack“ umzuarbeiten. Und J. Fischer hätte endlich Ruhe, sich der Umsetzung seines Lebenstraumes zu widmen: „Raus aus der Nato, rein ins Vergnügen.“