Dubai liegt an der Nordsee

Mal wieder ein spektakulärer Neubau aus dem Hause Zech: Ein segelförmiges Hotel soll die Bremerhavener Waterkant schmücken. Eine Ladenpassage macht der Innenstadt Konkurrenz und ein Edutainment-Center soll Touristen locken

„Bremerhaven muss seine Rolle als Oberzentrum zurückgewinnen“

taz ■ Das Original hat sieben Sterne und jedem Gast steht 24 Stunden am Tag ein eigener Butler zur Verfügung. Unterm Meeresspiegel lockt ein Restaurant, das ausschließlich Meeresfrüchte anbietet. Ganz so wird es wohl nicht werden – das dem Al Arab-Hotel in Dubai nachempfundene Gästehaus, das in der Bremerhavener „Erlebniswelt Alter und Neuer Hafen“ für Furore sorgen soll. „Das Hotel wird dem Standort adäquat ausgestattet“, so Frank Wahlen, Mitarbeiter der Firma Zechbau, die wiederum mit der Atlantik-Gruppe das Hotel betreiben will.

Das vom Bremer Architekten Thomas Klumpp entworfene Segel-Hotel soll allerdings nicht der einzige Höhepunkt auf dem Gelände sein, das einstmals den hochfliegenden Träumen von einem Ocean-Park als nord-westdeutschem Touristenmagneten Raum gab. Von der überdachten Erlebniswelt ist noch das so genannte Klima-Haus übriggeblieben – auch dafür wurde jüngst der ebenfalls von Klumpp gefertigte Entwurf präsentiert.

Während das Hotel privat errichtet und betrieben werden soll – Gerüchte wissen allerdings von Bremen Ports als einem solventen städtischen Mieter für die geplante Büro-Etage – wollen Stadt und Land den Neubau des Klima-Hauses mit 70 Millionen Euro finanzieren. Zusätzliche 12 Millionen stehen für die Planung von Architektur und Ausstattung durch die Firma Petri und Tiemann, die auch das Bremer Universum inhaltlich entwickelt und betreibt, zur Verfügung. Dreimal so groß soll es werden, das Bremerhavener Pendant zum Universum – mit 600.000 Besuchern pro Jahr rechnet der Betreiber. „Bremerhaven muss seine Rolle als Oberzentrum zurückgewinnen“, formuliert Rathaus-Sprecher Wilfried Moritz die Erwartungen, die sich mit der Erlebniswelt verbinden. Spätestens 2005, wenn mit der „Sail“ an die zwei Millionen Besucher in der Seestadt erwartet werden, sollen die Gebäude von der papierenen in die gebaute Wirklichkeit übergegangen sein.

Hotel und Klima-Haus sind nicht die einzigen Großprojekte, mit denen die Waterkant sich herausputzt für Touristen: „Mediterraneum“ ist der Name für eine Einkaufspassage mit insgesamt 9.000 Quadratmetern in unmittelbarer Nachbarschaft zum Columbus-Center, das bereits mit 25.000 Quadratmetern überdachter Verkaufsfläche lockt. Den Investor des Mediterraneums Frank Albrecht schockt das nicht. Mit „hochwertigem“ Angebot in 46 Läden will er, der in Bremen auch das Walle-Center und das Haven Höövt betreibt, Touristenströme anzapfen.

Dann ist da aber auch noch die klassische Bremerhavener Innenstadt mit frisch renovierter Fußgängerzone. „Die muss doch in die Knie gehen“ mutmaßt der Bremerhavener Fraktionssprecher der Grünen, Hans-Richard Wenzel. Mit dem Mediterraneum werde die Anzahl der Läden in der Innenstadt mal eben verdoppelt. Angesichts der Planungen für eine noch riesigere Einkaufszone im Bremer Space-Park ist Wenzel mehr als skeptisch: „Die Städte machen sich gegenseitig Konkurrenz mit Unsummen öffentlicher Mittel.“ Für ihn sind auch die neuen Pläne Ausdruck der Bremerhavener Gigantomanie. „Wir haben es 20 Jahre lang versäumt, an unseren Qualitäten anzuknüpfen. Stattdessen werden immer neue Träume aus dem Hut gezaubert.“

Insgesamt 263 Millionen Euro wollen Stadt und Land in die Erlebniswelt am Hafen investieren. Zinsen nicht eingerechnet, obwohl der größte Teil der Summe kreditfinanziert ist. Nach Wenzels Berechnungen steckt die öffentliche Hand damit mehr Geld in die Infrastuktur als zu Ocean-Park-Zeiten geplant. Auch weiß er, dass die Stadt den beiden Investoren Zech und Albrecht „sehr entgegengekommen“ ist. So lägen etwa die Grundstückspreise um 30 Prozent unter denen, die man vom Ocean-Park-Investor Jürg Köllmann gefordert habe. Elke Heyduck