Zurückhaltende Zocker

Weniger Spieler, weniger Erträge: Die Bremer Casinos leiden unter der Konjunktur. Rien ne va plus vielleicht auch bei der Daddelhalle im Space Park. Bei der Stiftung Wohnliche Stadt geht noch einiges

Ohne Ankermieter droht game over für die Dependance im Space Park„Ich persönlich freue mich, über das schöne Pflaster am Rathaus zu laufen“

taz ■ Klar, für Zocker gibt’s kein Mitleid – aber für die Spielbanken? Die Bremer Casinos haben im vergangenen Jahr weniger Glück im Spiel gehabt. Direktor Klaus Hillermann musste gestern bei der Vorstellung seiner Jahresbilanz 2002 einen Ertragsrückgang in Höhe von 6,7 Prozent auf nur noch 25,5 Millionen Euro eingestehen. Außerdem verbuchten die Casinos in der Böttcherstraße, am Breitenweg und am Theodor-Heuß-Platz in Bremerhaven zehn Prozent weniger Besucher als im Jahr 2001, rund 163.000. Angesichts kriselnder Konjunktur sei das Ergebnis, so Hillermann, dennoch „zufriedenstellend“. Das durch Dostojewskis „Spieler“ bekannte Casino in Wiesbaden habe 2002 satte 28 Prozent weniger erlöst.

Die Stimmung werde derzeit „schlechter geredet als sie ist“, sagte Hillermann. Außerdem seien schlappe Börsen sowie Teuro für die Zurückhaltung der Zocker verantwortlich. Und dennoch will er expandieren: 80 bis 100 Automaten sollen im neuen Casino im Space Park daddeln – wenn er denn kommt.

Einen Vertrag gibt es nämlich, entgegen anders lautender Meldungen, nicht. Hillermann: „Wir warten auf den Ankermieter“ – sonst droht game over für die Dependance im Space Park. Auch drei Jahre Mietfreiheit, die Interessenten derzeit angeblich geboten werden, locken nicht. „Wir sind nicht angetreten, da die Miete zu drücken“, sagte der Spielbanker.

Überhaupt nicht auskunftswillig war Hillermann zum Thema „Spielbankprozess“: Zum derzeit vor dem Hanseatischen Oberlandesgericht verhandelten Verfahren um einen Spielsüchtigen, der seine Verluste einklagt, wollte Hillermann nichts sagen. Immerhin geht es beim Prozess um 68.000 Euro – außerdem soll der Direktor den „Hochspieler“ auch noch zu Diner und Sauftour eingeladen haben.

Schön, dass wenigstens Bremen von Roulette, Black Jack und Slot Machines profitiert. 80 Prozent der Erträge gehen nämlich an das Land. Davon verleiben sich der Finanzsenator und die „Stiftung Wohnliche Stadt“ je die Hälfte ein.

„Ich persönlich freue mich, über das schöne Pflaster am Rathaus zu laufen“, sagte Hillermann. Dietrich Damm von der Stiftung konnte sich im vergangenen Jahr über gut zehn Millionen Euro freuen, mit denen unter anderem Projekte wie das Pflaster vor und die Fassade am Rathaus finanziert wurden. Millionen fließen auch in den Umbau des Theaters am Goetheplatz, das neue Außenbecken im Schwimmbad Walle, die Schlachte oder neue Schulmensen. Die Stiftung speist sich ausschließlich aus der Spielbankabgabe.

Im kommenden Jahr will Damm die „Halle der Bewegung“ an der Grundschule Pfälzer Weg sowie weitere Umbauten an Schwimmbädern finanzieren. Auch das derzeit diskutierte „Flussbad“ anstelle des Stadionbades (siehe taz von gestern) würde den Förderkriterien genügen. Damm: „Das könnte bezuschussbar sein.“

Kai Schöneberg

Interessant: Im Internet beschäftigt sich die Seite www.veritasnuda.de (lat. „die nackte Wahrheit“) mit der Westspiel-Gruppe, zu der auch die Bremer Casinos gehören.