letzte fragen
:

Wo liegt Flagranti? (11. 10.)

Frag doch Ypsilanti! Konstantin Lipp, Heubach

Ganz klar außerhalb. Drüben. Hinterm Zaun. In Nachbars Garten. Vor allem aber nicht bei uns, denn wir sind sauber. Die anderen, die alles sind, was wir nicht sind, sind’s gewesen. Denn die anderen sind böse, undurchsichtig, verdorben und nicht eben reinlich. Da passieren schon mal Sachen, die bei uns im Leben nicht vorkommen würden. Denn die Guten, das sind wir.

Uschi Kristall, Speyer

Schauts a mol boi Piero di Cosimo nôch … Peter Urmacher, Grünwald

Immer „am Tatort“.

Winfried Plesch, Schriesheim

Es kommt mir zwar ziemlich spanisch vor, aber rein lautmalerisch würde ich es in Atlantis vermuten, denn der- oder diejenige, der/die „in flagranti“ erwischt wird (wobei es in der Regel zwei sind), will es zumeist nicht zugeben und/oder wahrhaben.

Atlantis ist ja auch nicht so recht greifbar. Man könnte ja mal bei Erich von Däniken nachfragen.

Weitere lautmalerisch ähnliche Worte und Orte wären zum Beispiel: Avanti, Garantie, Kardan-Knie (oder -welle?), Wantan-Vieh (das in die chinesische Suppe kommt,) Karachi, Malawi. Na ja, ich glaube, es ist ziemlich heiß hier.

Es kann natürlich auch im schwarzen vs. roten Hessen liegen. Hierzu ein entlarvender und soeben spontan fertiggestellter Limerick:

„Da war die Frau Ypsilanti,

die erwischte man in flagranti.

Das war sehr pikant,

denn sie ist bekannt:

Seitdem sind die Wähler nur ‚anti‘!“

Weitere Vermutung: Er/sie wurde gar nicht in Flagranti, sondern in Lederhose, einem Ort in Thüringen, erwischt. Oder in Lederhose in Lederhose? Oder in Lederhose in Lederhose in flagranti? Das hat aber mit „flagranti“ wohl nichts mehr zu tun, allenfalls wenn jemand in Lederhose in flagranti erwischt würde – wobei dann wohl Flagranti in Lederhose läge – oder?! Bernd Michaelsen, Erfurt

Flagranti ist ein gemütliches kleines Dorf in der Nähe des Olymp. Berühmt geworden ist es durch seinen hässlichsten Einwohner, den Schmiedegott Vulcanus (lateinisch auch Volcanus oder Vulkan). Er war zwar eigentlich friedliebend und natürlich handwerklich begabt, aber so unansehnlich, dass die Götter bei seinem Anblick regelmäßig vor Lachen in Tränen ausbrachen.

Seine Mutter Juno wurde deswegen so sauer, dass sie den kleinen Vulcanus vom Olymp warf, der von da an hinken musste. Aus Rache baute er ihr einen goldenen Thron, der sie, als sie sich nichts ahnend darauf niederließ, mithilfe unsichtbarer Fesseln nicht mehr aufstehen ließ.

Sein Papa Jupiter war da schon wohlwollender und gab ihm die schöne Venus zur Frau. Schöner Schein. Sie betrog ihn. Nicht nur mit Mars hat sie geschlafen, aber dieser Ehebruch hat in Flagranti zweifellos die größte Berühmtheit erlangt.

Sol, der Sonnengott, hat’s gesehen und Vulcanus gepetzt. Daraufhin knüpfte der ein unsichtbares Netz, mit dem er Venus und Mars das nächste Mal einfing und den übrigen Göttern zur Schau stellte. Damit war der Himmel amüsiert und Vulcanus gerächt.

Saadya Haji-Youssif, Berlin

Im Bett einer anderen; gleich neben den Filzläusen. Karin Heinrich, Berlin

„In flagranti“ kommt eigentlich aus dem Lateinischen und war ein Sprichwort. Der oströmische Kaiser Justinian gab 528 nach Christi Geburt eine Sammlung rechtswissenschaftlicher Texte in Auftrag. Heraus kam der „Codex Iustinianus“, in der frühen Neuzeit „Corpus iuris civilis“ genannt. Das gesamte spätantike römische Rechtswesen mit allen Kaiserkonstitutionen, die seit Hadrian erlassen worden waren, sollte darin erfasst werden. Der maßgeblich Beteiligte Flavius Tribonianus kreierte die juristische Formel „in ipsa rapina et adhuc flagrante crimine comprehensi“ (sie sind direkt bei der Ausführung des Raubes und der Verübung des Verbrechens ertappt worden).

Lars Windauer, Lübeck

Zwei Filme, die den Titel „In Flagranti“ tragen, entstanden im letzten Jahrhundert. 1944, noch in Schwarz-Weiß und im lustigen Deutschland, mit Fritz Kampers und Lizzi Holzschuh; und eine polnische Produktion von 1991 mit Boguslaw Linda und Ewa Skibinkska.

Anna Biegenthal, Kassel

Wann wird ein Schuh draus? (11. 10.)

Na, sobald ein Fuß drinsteckt!

Winfried Plesch, Schriesheim

Das ist eigentlich unerheblich, denn der gängige Spruch lautet ja: „Da wird ein Schuh draus!“ Also wäre die Frage nach dem Wo besser angebracht. Eine Feststellung, die der noch nicht klassifizierten Klassifizierungsform zwischen erstem und zweitem Futurum zuzuordnen ist, auch mal insbesondere im Sinne des kategorischen Imperativs gebräuchlich.

Das heißt, es steht per se und definitiv schon fest, dass ein Schuh draus geworden sein wird. Das Wann ist eigentlich nicht nur zweit-, sondern überhaupt nicht -rangig.

Mich würde jedoch eher die präzisrote Fragestellung, woraus ein Schuh draus wird, interessieren.

Bernd Michaelsen, Erfurt

Na wenn’s endlich passt.

Karin B. Heinrich, Berlin

Es lässt sich nicht alles über einen Leisten scheren. Wenn aber der Schuhmacher das Leder über den Leisten zieht, dann wird ein Schuh draus.

Konstantin Lipp, Heubach

Umgekehrt wird ein Schuh draus, also das Gegenteil ist richtig. Viel wichtiger ist natürlich die Frage nach dem passenden Schuh. Hatte nicht zuletzt Eva Longoria noch zur vorabendlichen Show-Einlage das Preisschild unter ihrem roten Seidenpumps kleben? Und wie viele könnte sie für 500 Milliarden Euro kaufen? Wichtig ist auch, festzuhalten, dass eine Frau sehr wohl mit einem Paar Schuhe auskommt; ein Paar Stiefel, ein Paar Ballerinas, ein Paar Sneakers, ein Paar Sandaletten, ein Paar Havaianas, ein Paar Highheels und ein Paar Gummistiefel.

Anette Küster, Bodman

Ein Schuh wird es, wenn ein Ding, das die Fußsohle vom rauen und kalten Untergrund trennt, die Form eines länglichen Ovals mit seitlicher Einbuchtung annimmt. Promotor wie Jan Eißfeldt würden diese Definition noch verschärfen, indem sie einen merkwürdigen bogenförmigen Haken an den Rand setzten. Christina Guillermo, Mainz

PROCEDERE: Letzte Fragen bitte an die taz, Letzte Fragen, Rudi-Dutschke-Straße 23, 10969 Berlin. E-Mails bitte nur an fragen@taz.de