Faule Kredite im Solarium

Eine ehemalige Citibank-Mitarbeiterin hat ihren Sonnenbank-Freunden Geld beschafft, das denen nicht zustand. Ihr Arbeitgeber hat lange nichts davon bemerkt. Vor Gericht wollte sie die Namen der Profiteure nicht preisgeben

Nicht kreditwürdig? Für die ehemalige Bremer Citibank-Mitarbeiterin Jacqueline R. war das kein Problem. Sie verschaffte denen Kredite, die bei anderen Banken keinen bekommen hätten – und obwohl sie wusste, dass beispielsweise Verdienstbescheinigungen gefälscht waren und wohl die wenigsten die Kredite je ganz zurückzahlen würden. Wegen Betrugs, Untreue und Urkundenfälschung in 24 Fällen musste sich die gebürtige Rostockerin deshalb am Mittwoch vor dem Bremer Amtsgericht verantworten. Verursachter Schaden: mindestens 271.000 Euro.

Laut Anklage hatte sie zwischen 2004 und 2006 als Kreditsachbearbeiterin fragwürdige Anträge befürwortet und Kollegen zur Genehmigung weitergeleitet. Die vertrauten dem Urteil der gelernten Kauffrau für Bürokommunikation. Besonders streng waren die Kontrollen bei der Citibank offenbar nicht. Erst 2006 fiel auf, dass viele der von Jacqueline R. geprüften Kreditnehmer nicht zurückzahlten. „Frau R. wurde es nicht besonders schwer gemacht“, urteilte Richter Hans Ahlers.

Die Idee zu dem Kredit-Betrug sei in einem Sonnenstudio ausgebrütet worden, erzählte Jacqueline R. Dort hatte sie einen Nebenjob und freundete sich mit einigen Gästen an, die Geld benötigten. Diese seien die eigentlichen Betrüger, sagte die 29-Jährige, die angab, für ihre Dienste insgesamt 10.000 Euro bekommen zu haben. Sie sei so unter Druck gesetzt geworden, dass sie nicht mehr aufhören konnte, obwohl sie nicht weitermachen wollte, beteuerte sie. Sie habe auch versucht, den Job zu wechseln, weil ihre „Bekannten“ immer neue Kreditnehmer schickten. Namen wollte sie aber nicht nennen – aus Angst.

Auch die Aussicht auf Strafverkürzung konnte Jacqueline R. nicht die Namen der Drahtzieher entlocken. Richter und Staatsanwältin hielten ihre Darstellung dennoch für glaubwürdig, die Freiheitsstrafe über 22 Monate wurde zur Bewährung ausgesetzt. Außerdem muss sie 500 Euro für gemeinnützige Zwecke spenden. Richter Ahlers geht allerdings davon aus, dass Jacqueline R. lebenslang für ihr Vergehen zahlen muss. Die Forderungen der Bank an ihre ehemalige Mitarbeiterin werden in einem zivilrechtlichen Prozess verhandelt.

ASC