Der Linken ans Bein gepinkelt

betr.: „Aus Trotz geboren“, taz vom 15. 10. 08

Anlässlich der Aufstellung von Peter Sodann als Kandidat für das Amt des Bundespräsidenten fragt Stefan Reinecke: „Welche herausragende Leistung befähigt ihn dazu?“ Tolle Frage, die nicht nur an alle KandidatInnen gerichtet werden sollte, sondern vor allem an diejenigen, die das Amt bereits innehatten. Darf ich an Lübke erinnern, dessen „herausragende Leistung“ rhetorischer Natur war? Er hat es sogar zu einer Pardon-Schallplatte gebracht. Und Köhler? Seine „herausragende Leistung“ als IWF-Chef bestand bekanntlich darin, mit neoliberalen Mitteln Volkswirtschaften in der Dritten Welt zu ruinieren. Carstens ist gewandert, Scheel hat gesungen, Rau hat versöhnt. Und wer zweifelt, dass die SPD als „herausragende Leistung“ ihrer Kandidatin deren Weiblichkeit erkannt hat?

Ergänzend spricht Reinecke der Partei, die Sodann aufgestellt hat, „jede intellektuelle Ausstrahlung, die über Ostdeutschland hinausreicht“, ab. Daraus sollen die taz-LeserInnen dann wohl schließen dürfen, dass CDU, SPD und FDP über „intellektuelle Ausstrahlung“ möglicherweise nicht nur über Ostdeutschland hinaus verfügen, oder? „Die Linke“ muss mensch nicht mögen, um das, was Reinecke geschrieben hat, als wieder einmal schlecht gelungenen Versuch zu erkennen, dieser Partei ans Bein zu pinkeln. Kritik sieht anders aus.

PETRA KERSTENSEN, Mülheim