Wo „peinlich“ peinlich wird

betr.: „Im Kasperletheater des Älterwerdens“, taz vom 14. 10. 08

K.-P. Klingelschmitt war schon immer einer der grünlinkstuenden Schreibknechte des Neoliberalismus. Wollte man diesen grell geschminkten Pausenclowns des ideellen Kapitals (bei real unterkapitalisierten Zeitungen) das Wort „peinlich“ aus dem Wörterschatz streichen, sie riskierten sofort ihren Job. Mit dem Nebelwort „peinlich“ meinen sie nämlich, ihre Behauptungen abseits jener Zitier-Gründlichkeit umhüllen zu dürfen, die man einst bei seriösen Journalisten als Detailfreude schätzte.

In Klingelschmitts langem Dreispalter gegen mich gibt es zwar mehrfach das Wort „peinlich“, aber nur eine einzige zitierte Liederstrophe. Von dieser behauptet er, ich hätte sie bei Lafontaines 65. Geburtstag in seiner Anwesenheit gesungen: „Partisanen, kommt nehmt mich mit Euch, oh bella ciao, bella ciao, denn ich fühl, der Tod ist nah“. Diese angeblich von mir stammenden Zeilen nennt Klingelschmitt dann „peinlich“ und „Blasphemie in Rot“. Peinlich nur, dass ausgerechnet diese Zeilen gar nicht in meiner „Bella-Ciao-Version“ (die auch Konstantin Wecker und Zupfgeigenhansel singen) vorkommen und ich sie auch nicht gesungen habe. In meiner Ansage beim Lafontaine-Geburtstag, wie auch sonst und in meinem Roman „Bella Ciao“, habe ich mich hingegen klar gegen diese Übersetzung aus dem Italienischen ausgesprochen. Dabei hat Klingelschmitt aber weder hingehört, hingelesen, hingedacht noch hingeschrieben.

Auch gegen Klingelschmitts Behauptung, es gäbe von mir „nachgewiesene denunzierende Berichte etwa über den ausgebürgerten Lyriker und Sänger Wolf Biermann“ werden rechtliche Schritte nötig. Diesen Blödsinn behauptet nicht einmal Biermann. (Übrigens: Ich habe auch keine Prämie von der Stasi erhalten. Stattdessen hat das MfS mich als Biermanns Manager in die „DDR-Einreisefahndung“ und zum Staatsfeind gestempelt.) DIETER DEHM, Berlin