Herr Nascimiento macht‘s

Dank zweier Tore von Alex Alves gewinnt Hertha BSC das Sonntagsspiel in Mönchengladbach mit 2:0. Der Fußball-Bundesligist ist jetzt wieder im Plan – was die internationalen Ambitionen angeht

von MARKUS VÖLKER

Alexandro Alves do Nascimiento, kurz: Alex Alves, kam, sah den hart gefrorenen Rasen des Gladbacher Bökelberges und wusste, dass heute die Noppenschuhe ranmüssen. Eine gewichtige Entscheidung. Sie sollten ihm Griff und Gripp verleihen auf dem heizungsfreien Untergrund.

Die Schuhwahl machte sich schon in der 9. Minute bezahlt, als der Brasilianer, gut benoppt und durch das Schalke-Spiel vom vergangenen Wochenende mit Selbstvertrauen geimpft, am Gegenspieler Peer Kluge vorbeikurvte, er sich die Kugel vom rechten auf den linken Fuß legte und aus 20 Metern abzog. Alves schaute, nachdem der Ball im Tor der Borussen vor den Augen von 22.000 Zuschauern eingeschlagen war, etwas verdattert. Ganz, als wundere er sich, wie leicht ihm sein vierter Saisontreffer von der gegnerischen Abwehr gemacht wurde.

Doch damit nicht genug. Nur Minuten später sprintete Herr Nascimiento (29) ganz allein aufs Tor von Jörg Stiel zu – nach einem genau gezirkelten Pass von Marcelinho. Alves tat’s in der 14. Minute mit rechts. Aus acht Metern. 0:2. Und wieder schaute er ungläubig, leicht verwirrt sogar – auf Marcelinho, mit dem er momentan ein kongeniales Offensivduo bildet. Marcelinho versicherte ihm mit einem strahlenden Lachen, dass der verdutzte Blick völlig unangebracht sei, und Hertha, von Dieter Hoeneß aufs internationale Geschäft getrimmt, sich anschickte, die Vorgaben des Managers zu erfüllen.

Hoeneß hatte vor der Sonntagspartie immer wieder betont, dass Hertha BSC konstant gute Leistungen zeigen muss, damit am Ende Tabellenrang fünf herausspringt. Dabei soll, so lautet die Direktive des Vereinslenkers, das mit 4:2 gegen Schalke gewonnene Match eine Schablone sein, mit der Hertha die Spielverläufe kommender Begegnungen nachzeichnet. Hoeneß: „Die Mannschaft hat dazugelernt und weiß ganz genau, dass nur bei einem Sieg die Punkte aus der Vorwoche einen Wert haben.“

Auf dem Bökelberg verrichteten die Berliner in der ersten Halbzeit echte Maßarbeit im Abpausen des ansehnlichen Schalke-Matches. In der 20. Minute setzte erneut Marcelinho den Zirkel an. Sein am Lineal gezogener Freistoß landete an der Latte.

Sie hinterließen deutliche Spuren auf dem Bökelberg, die Berliner, und sie demoralisierten mit ihren frühen Toren den abstiegsbedrohten Gegner. Nur Aidoo vermochte dagegen zu halten. Recht dilettantisch vermasselte indessen Demo (44.) die beste Chance der Borussen.

Vom Rest des Spiels lässt sich nur dies reportieren: Gladbach wollte, konnte aber nicht; Hertha hätte gekonnt, wollte aber nicht mehr. Auch Alves hielt sich zurück, bis ihm in der 76. Minute eine Star-Auswechslung gegönnt wurde. Tja: Vor Wochen wurde er noch als „träge Dickmadam“ beschimpft. Nun verkörpert er Herthas aktuelle Hoffnungen auf mehr.