montagskolumne: meinhard rohr zur lage der nation im spiegel seines wissens
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Empörung kommt auf, durch und nieder, wenn man an den pulsierenden Pazifismus hierzulande denkt. Friede, Friede, nichts als Friede! Kein Wort wird zurzeit häufiger verwendet. Kanzler, Kommissare und andere Kommentatoren sprechen nur noch über eins: Krieg, Krieg, nichts als Krieg! Schon 1968, als auch ich leider noch zu den Linken gehörte, hat uns das Ringen um Krieg und Frieden gefesselt. An den Küchentischen der Wohngemeinschaften kam es zum nächtelangen Tauziehen zwischen Pro und Contra. Im Bestreben, die Fesseln des Diskurses abzustreifen, gaben einige Mitstreiter die losen Enden des gordischen Knotens aus der Hand und traten den langen Marsch durch die Institutionen an. Heute sind sie in der globalen Wohnküche angekommen: im Sicherheitsrat der UNO. Dort sind sie durch den Pazifismus genauso eingeschürt wie damals. Statt den Knoten zu durchschlagen, stehen sie auf, ein und an, um alte Lösungen in neue Schläuche zu füllen. Ein bitterer Trank für unsere Welt.

Diese Kolumne erscheint in loser, aber leider häufiger Folge.