Viel Geld, problemlos und sofort

Banken werben agressiv um Kunden – sie wollen nicht ihr Erspartes, sondern Kredite vergeben. Verbraucherschützer machtlos gegen Werbesprache in Geldsachen

„10.000 Euro für Sie!“ lockt der Zettel in fetten Lettern. Und: „Fast schon zu einfach. Im entscheidenden Monent über das nötige Potenzial verfügen.“ Daneben ist ein jüngerer Herr im legeren Anzug abgebildet, der um das Obkjekt seiner Begierde herumgeht, einen orange lackierten US-Sportwagen-Oldtimer. Es handelt sich dabei keineswegs um die Werbung eines Kredithais aus den verrufenen Ecken der Stadt, sondern um solche der Hypo-Vereinsbank (HVB), eine der größten Banken Deutschlands. In tausenden von persönlich adressierten Briefen mit dem Briefkopf der lokalen Filiale wird dem Konsumenten der Mund wässrig gemacht. Unter dem seriösen Logo geht es mit den üblichen Verkäufertricks weiter: Man erhält eine Vorteilsnummer, ruft „am besten gleich“ bei einer Hotline an und „der gewünschte Geldbetrag kann Ihnen nach Vertragsabschluss innerhalb weniger Minuten zur Verfügung gestellt werden.“ Im Internet (www.hvb.de/sofortkredit) steht das Ganze unter der Überschrift: „Nutzen Sie jetzt die Rabatte des Einzelhandels!“

Mit ihren Werbemethoden ist die Hypo-Vereinsbank keineswegs allein. Auch andere haben nach dem Ende des Börsentaumels wieder das Kleinvieh schätzen gelernt. Wenn schon mit Aktienprovisionen kein Staat mehr zu machen ist, muss eben wieder der gute alte Konsumentenkredit herhalten.

Die Verbraucherschützer sehen solche Werbung nicht gern, können aber wenig unternehmen. Die Verbraucherzentrale Bundesverband ging im Dezember gegen ein Schreiben der Hypo-Vereinsbank-Tochter Noris-Bank vor. Da war aber im Prinzip gleich ein Antrag dran, samt Restschuldversicherung und ohne Widerrufsbelehrung. Solch eine Versicherung ist keineswegs vorgeschrieben.

Juristisch sind Lobpreisungen wie die der HVB cleverer. Denn dort muss immer erst eine Filiale aufgesucht werden. Darin sieht auch die Hypo-Vereinsbank das wesentliche Merkmal. „Das Direktmailing ist nur der erste Schritt“, so eine Sprecherin, „entscheidend ist der Berater.“ Kreditmailings seien nicht marktschreiherisch, sondern folgten in der Sprache besonderen Gesetzen. „Da klingt eben eine Bank wie ein Autohersteller oder CD-Verkäufer.“ Intern habe die Bank keinerlei Interesse, ihre Kunden zu überschulden, weil faule Kredite letztendlich immer die Bank Geld kosten würden. Ein bundesweites Computerprogramm soll sicherstellen, dass jeder Berater die gleichen Sicherheiten und Konditionen verlangt.

Ach ja, die Konditionen: Die stehen nirgends in all dem Marketing-Blabla. Der Kredit reicht von 1.500 bis 50.000 Euro, die Laufzeit von 12 bis 72 Monaten. Und der Zinssatz für einen Kunden mit „durchschnittlicher Bonität“ wächst mit der Laufzeit von 8,99 bis 11,98 Prozent. Kunden, die schon Schulden haben, also mit höherem Risiko, landen bei maximal 16,95 Prozent. Da können aus den „10.000 Euro für Sie“ schnell 20.000 für die Bank werden. REINER METZGER