geläufig Es gebührt ihm Achtung

„Aber es ist ein Mensch, & es passiert ihm gerade etwas Schreckliches. Also gebührt ihm Achtung. Er darf nicht ins Grab fallen wie ein alter Hund. Achtung! Achtung schulden wir einem solchen Menschen.“ Ein Zitat von Arthur Miller. Aus „Tod eines Handlungsreisenden“. Und was für ein Stück immer noch! Willy Loman, der immer im kapitalistischen Strom mitgeschwommen ist, der sich vorgemacht hat, er sei erfolgreich, obwohl er finanziell und sozial versagt hat, der keine andere Denkweise kennt als die von Erfolg und Niederlage und der zum Schluss versucht, seine Niederlage wenigstens in einen finanziellen Erfolg zu verwandeln. Der Freitod und die Prämie der Lebensversicherung als letzter Garant, an dem Traum vom Erfolg doch noch teilzuhaben. Das Ergreifende an diesem Stück Millers ist, dass es – uraufgeführt 1949 – immer noch aktuell ist. Damit ist hier allerdings nicht gemeint: der böse Schröder hat so viele arbeitslos gemacht. Hier ist gemeint, dass die Menschen immer noch glauben, dass sie teilhaben können an dem, was die Industrie so an Milliarden verschiebt und was die Werbung ihnen an Eigenheimen verspricht. Und dass sie keine Achtung haben vor den anderen, dass sie nur Verachtung übrig haben für die „Versager“, die es nicht geschafft haben. Der gebürtige Bulgare Dimiter Gotscheff hat den Stoff zugeschnitten und einen Chor (gespielt von Busch-Schauspielschülern) dazuerfunden. Also schauen wir uns die Tragödie an, die Herr Loman unschuldig/schuldig durchschreitet, und vielleicht lernen wir ja was. LAB

Deutsches Theater, 20 Uhr