Ammer segelt mit Kaffee

Beck‘s-Chef wechselt an die Spitze der Hamburger Tchibo-Holding. In Bremen hat er hart saniert – und abkassiert

taz ■ Sail away! In Bremen ist er geboren, hier will er auch wohnen bleiben. Aber arbeiten will Dieter Ammer ab Juni als Chef der Tchibo-Holding in Hamburg. Dort wird er sich nicht nur mit Kaffee beschäftigen. Zu Tchibo und der Tochtermarke Eduscho gehören auch 30 Prozent des Nivea-Herstellers Beiersdorf.

Ammers bislang größter Coup war der Verkauf der Bremer Traditionsfirma an die belgische Interbrew, dem nach Absatz zweitgrößten Bierkonzern der Welt. Die 66 Gesellschafter hatten sich lange gesträubt, ihre Anteile abzugeben. Die Rede von der großen Bier-Globalisierung, der Beck‘s zum Opfer fallen könnte, sowie 1,8 Milliarden Euro dürften ihnen das Zaudern erleichert haben.

Auch Ammer ließ sich das Geschäft vergolden. Einerseits wurde er nach einem Jahr an der Beck‘s-Spitze Deutschland-, Südeuropa- und Export-Chef von Interbrew, andererseits dürfte er den Löwenanteil der rund 15 Millionen Euro kassiert haben, mit denen das Beck‘s-Management für die Operation entlohnt wurde.

Bremen wurde mit dem Deal seiner letzten großen Marke beraubt, der heute 52-Jährige ging ans Sanieren. Gleich fädelte Ammer den Kauf der Hannoveraner Brauergilde ein – zusammen mit der niederrheinischen Brauerei Diebels derzeit das Deutschland-Standbein der Belgier.

Im vergangenen Sommer kündigte Ammer an, dass durch Synergien in den nächsten zwei Jahren 60 Jobs bei Beck‘s und Diebels wegfallen würden. Dann verkaufte er die Beck‘s-Tochter Nienburger Glas für 108 Millionen Euro an die britische Rexam, weil Glas nicht zur „Kernkompetenz“ von Interbrew gehöre. Allein dort waren 1.270 Mitarbeiter beschäftigt. Bei Beck & Co in Bremen sind es derzeit noch rund 1.400 – und die Unruhe steigt. Der Bierausstoß ist zwar im ersten Halbjahr 2002 um 17,8 Prozent im Vergleich zum gleichen Vorjahreszeitraum gestiegen – aber Beck‘s baut ab. Jüngstes Beispiel: 1,6 Millionen Euro sollen bei den rund 150 Beck‘s-Logistikern durch die Ausgliederung in eine Tochtergesellschaft gespart werden. Für jeden Einzelnen würde das ein monatliches Minus von rund 600 Euro bedeuten. Logisch: Die gute Beck‘s-Entlohnung ist den Belgiern ein Dorn im Auge. „Wir hören nur: Nein, es wird nicht weiter ausgelagert“, sagt Günter Schäfer vom Betriebsrat. „Aber wer weiß, ob sich der Neue daran hält.“ ksc