geläufig Der Schatten ewiger Rüstung

„Alle Tage / Der Krieg wird nicht mehr erklärt, / sondern fortgesetzt. Das Unerhörte / ist alltäglich geworden. Der Held / bleibt den Kämpfen fern. Der Schwache / ist in die Feuerzonen gerückt. / Die Uniform des Tages ist die Geduld, / die Auszeichnung der armselige Stern / der Hoffnung über dem Herzen. / / Er wird verliehen, / wenn nichts mehr geschieht, / wenn das Trommelfeuer verstummt, / wenn der Feind unsichtbar geworden ist / und der Schatten ewiger Rüstung / den Himmel bedeckt. / / Er wird verliehen / für die Flucht von den Fahnen, / für die Tapferkeit vor dem Freund, / für den Verrat unwürdiger Geheimnisse / und die Nichtachtung / jeglichen Befehls.“ Dies ist ein Gedicht von Ingeborg Bachmann (Foto), die 1973 in Rom verstarb. Ihre Gedichte sind wunderschön. Heute allerdings gilt es zusammen mit Sophie Rois die Erzählungen dieser Schriftstellerin in der Reihe „Nachtcafé Extra“ zu entdecken. Ingeborg Bachmann war die brillante Intellektuelle, die, wie Heinrich Böll nach ihrem Tod bemerkte, weder Sinnlichkeit noch Abstraktionen in ihrer Poesie vernachlässigte und den denunzierten Komplex Emotion in den höchsten Rang erhob. Es ist Winter, es ist kalt. Im Roten Salon ist es warm, es gibt Getränke und, wenn man früh genug kommt, sogar bequeme Sessel. Was sollte uns heute also daran hindern hier zu erscheinen und sehr gemütlich der großartigen Sophie Rois zu lauschen, wenn sie liest? Eigentlich nichts. Also sagen wir an dieser Stelle nachdrücklich: warm anziehen und hingehen! LAB

Roter Salon, 20 Uhr