vorlauf kunst Meike Jansen schaut sich in den Galerien von Berlin um

Eine Woche nach dem Galerienrundgang scheint die dicht mit Ausstellungsräumen gespickte Mitte Berlins fast wie ausgestorben. Ob es an der Großdemonstration gegen einen möglichen Krieg im Irak gelegen haben mag oder doch eher an den Spätfolgen der Berlinale? Ein Besuch der Galerie Prüss & Ochs bot beiden Vermutungen Nährboden. Ein hastig geschriebener Zettel klebte an der Tür: „Bin demonstrieren. Bei wichtigen Fragen erreichen sie mich unter …“, es folgte eine Mobilnummer. Gegenüber der Eingangstür ein hastig abgelegter Stapel mit Zeitungen, Promomaterial zum versprochenen Film vom Video- und Werbeclipregisseur Ralf Schmerberg. „Poem“ ist eine Collage von 19 bebilderten Gedichten von Paul Celan über Heiner Müller bis Claire Goll. Die Besetzung verspricht einiges: Klaus Maria Brandauer, Jürgen Vogel, Anna Thalbach, Richy Müller, Hannelore Elsner und viele mehr. Ob Schmerberg es aber gelingt, mit „Poem“ ein funktionierendes Bindeglied zwischen MTV-Generation und lyrischem Tiefgang zu erzeugen, so sein Wunsch, wird wohl erst im Mai in den Kinos entschieden. In der Galerie Jacky Strenz sind fünf großformatige Fotografien von Ricarda Roggan zu sehen. Ein zellenartiger Raum mit weißen schmuddeligen Wänden und abgenutztem rotem Boden wurde wechselnd mit gefundenen Möbeln spartanisch eingerichtet. Mal eine alte Arztliege hinten rechts im Raum, mal ein Schreibtisch mit Stuhl an der linken Wand. Keine Accessoires, die auf eine Nutzung hindeuten, und doch ist es ganz offensichtlich, dass die Möbel gebraucht wurden. Poetische Leere, die gleichzeitig auf eine Fülle von Geschichten hinweist. Stark atmosphärische Bilder von Möbeln, die von Menschen erzählen, die man nicht sieht.