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: Mehr Grün ist möglich

Kaum einer hat wahrgenommen, dass es neben dem Bausenator und seinem Senatsbaudirektor Hans Stimmann noch einen weiteren Masterplaner in Berlin gab. Mit Architektur hatte der freilich nichts am Hut, mit maximalem Erlös bei Grundstückserwerben dagegen umso mehr. Die Rede ist von der Bahntochter Vivico, dem größten Grundstückseigentümer der Stadt.

Kommentar von UWE RADA

Was die Vivico bislang zum Gegenspieler von Stimmann werden ließ, war ein Sonderrecht, mit dem sie unbehelligt und an jeder kommunalen Planung vorbei agieren konnte. Quasi wie auf exterritorialem Gebiet konnte die Vivico etwa am Gleisdreieck den Flächennutzungsplan, die bezirkliche Bebauungsplanung und das Planwerk Innenstadt gleichzeitig ausschalten. Das Gleiche gilt für zahlreiche andere Flächen der Stadt. Nicht das Wort von Stadtplanern galt, sondern das von Bahnchef Mehdorn. Ich bin, also plane ich.

Mit dieser Selbstherrlichkeit ist nun Schluss. Oder besser, es sollte damit Schluss sein. Denn noch immer ist es nicht die öffentliche Hand, die eine Umwidmung der Bahnflächen beschließen kann, sondern ausschließlich das Eisenbahnbundesamt. Die öffentliche Hand hat allerdings ein einklagbares Recht darauf bekommen. Das ist neu, und das muss genutzt werden.

Voraussetzung dafür ist allerdings, dass Senat und Bezirke an einem Strang ziehen. Das war in der Vergangenheit nicht immer so, zu unterschiedlich waren die Interessen. Die Bezirke wollten mehr Grün, Hans Stimmann mehr Stein. Zwischen der Selbstherrlichkeit eines Bahnchefs und der eines Senatsbaudirektors, das hat zuletzt die Bebauung des „Trompetenwäldchens“ am Bahnhof Friedrichstraße gezeigt, gab es oft nur graduelle Unterschiede.

Doch nun, da mehr Grün nicht automatisch mehr Geld für den Stadtsäckel bedeutet, sollte diese Möglichkeit auch genutzt werden. Planen ist wieder möglich, es muss nur gewollt sein.