die wirrsten grafiken der welt: großmeister rudolf steiner

Nach einer Mitteilung des freundlichen Einsenders Dieter Scholz praktizierte der Okkultist Rudolf Steiner das Tafelzeichnen bereits vor dem Jahr 1919. Dann aber „wurde aufgrund einer Initiative der Zuhörerin Emma Stolle damit begonnen, die Wandtafel mit schwarzem Papier zu bespannen, sodass die Zeichnungen nach dem Vortrag fixiert und aufbewahrt werden konnten“. Mit dieser Methode seien insgesamt 1.100 Steiner’sche Tafelbilder der Vergessenheit entrissen worden. Einige der wirrsten zeigt der Katalog „Rudolf Steiner – Tafelzeichnungen, Entwürfe, Architektur“, Württembergischer Kunstverein, Stuttgart 1994 (edition tertium). Wenn wir Nachgeborenen heute staunend vor der Vielzahl der von Steiner auf die Tafel gemalten Wurzelgeister, Wasserwesen und Kreideschmierakel stehen, sollten wir bedenken, dass Rudolf Steiner auch nur ein Mensch war, und zwar leider ein recht dummer, der sich für besonders klug hielt. Aber schön wäre es halt doch gewesen, wenn ein einziger von Rudolf Steiners Schülern dem überspannten Meister einmal mittels einer Zwille eine faule Zwergtomate aufs Tafelbild geschossen hätte. Ein solcher Akt der Rebellion gegen das ganze törichte Pflanzenwurzelwasserquarkvisionswesen Steiner’scher Bauart hätte die anthroposophische Bewegung vielleicht schon im Entstehen so stark beschädigt, dass sie eingegangen wäre wie eine Zimmerprimel. GERHARD HENSCHEL