britische presse und der irak

So gut wie einmarschiert

Medienunternehmer, das gilt jedenfalls als eine der vornehmeren Haltungen in der Branche, lassen ihren Chefredaktionen in Fragen von Krieg und Frieden freie Hand. Doch bei über 175 Titeln weltweit ist das anders. Denn ihr Eigentümer heißt – Rupert Murdoch.

Der US-australobritischen Medienunternehmer „unterstütze den Kurs von Präsident Bush gegen den Saddam Hussein“, meldete Ende vergangener Woche Murdochs Sydney Daily Telegraph: „Wir können jetzt nicht nachgeben und den ganzen Mittleren Osten Saddam überlassen“, zitierte das Blatt seinen Oberchef. „Ich denke, Bush handelt sehr moralisch, völlig korrekt“ – und auch der treu auf Kriegskurs liegende britische Premier Tony Blair bekommt ein dickes Lob von dem Mann, der seine früher der konservativen Partei ergebenen Blätter einen gemäßigten Labour-Kurs fahren lässt: „Ich denke, Tony hat sehr viel Mut (…). Das ist nicht leicht in einer Partei, in der die meisten Mitglieder krasse Antiamerikanisten und eher Pazifisten sind.“

Die klare Weltsicht des 71-Jährigen, der zu Studentenzeiten noch mit einer Leninbüste auf dem Kaminsims das Establishment im feinen Oxford brüskierte, zwang vor allem Murdochs britische Boulevardblätter Sun und News of the World zum Kurswechsel: Sie müssen jetzt gegen die Mehrheit ihrer LeserInnen einen klaren Kriegskurs fahren. Auflagenverluste sind einkalkuliert, seine Überzeugung lässt sich Murdoch etwas kosten.

Und makroökonomisch sei der Krieg ja dann auch sinnvoll, sagte der Stratege Murdoch dem US-Wirtschaftsmagazin Fortune: Wenn man den Irak erst einmal geschafft habe, „wird die gesamte Welt von billigerem Öl profitieren – und das wird die Wirtschaft mehr ankurbeln als jede andere Maßnahme“.

Vielleicht sind deshalb seine „seriösen“ britischen Titel wie die ehrwürdige Times und die Sunday Times schon länger so gut wie am Golf einmarschiert. STG