BAYERN: EDMUND STOIBER KNEIFT VOR FERNSEHDEBATTE
: Kein Duell unter Bedeutungslosen

Ach, es war schon eine große Zeit. Jeden Tag war Edmund Stoiber im Fernsehen zu sehen. Dieser Mann, so die allgemeine Befürchtung, könnte Kanzler werden. Nicht wenige glaubten: Er wird. Nicht zuletzt Edmund Stoiber selbst, noch am Abend des Tages der Bundestagswahl. „Noch habe ich kein Glas Champagner geöffnet“, rief er da in die Menge seiner jubelnden Anhänger. Wir wissen: Diesen Gipfel Stoiber’schen Ausschweifungspotenzials hat der bayerische Ministerpräsident und CSU-Chef dann doch nicht mehr erklommen.

Seither geht es bergab mit Stoiber. Gott bewahre, nicht in Bayern – die Herrschaft der CSU ist dort ungebrochen, das werden auch die Landtagswahlen am 21. September nicht ändern. Doch der Mann, dessen „Blick,“ so sagt es ein ehemaliger Mitstreiter, „stets auf Höheres gerichtet“ ist, hat kein Ziel mehr, seit er die Kanzlerwahl verlor.

Jetzt treibt er sich wieder in den Niederungen der bayerischen Landespolitik herum. Sein Europaminister Reinhold Bocklet ist einstimmig zum Vizepräsidenten des Ausschusses der Regionen gewählt worden. Großartig. Der Transrapid in Bayern ist auf einem guten Weg. Wunderbar. Stoiber kündigt Konferenz mit schwäbischer Wirtschaft an: Wettbewerbfähigkeit Schwabens weiter stärken! Jawoll! Aber immerhin hat Daniel Küblböck (17) aus dem niederbayerischen Eggenfelden gute Chancen, Deutschlands Superstar zu werden.

Stoiber hingegen ist weniger TV-präsent denn je. Seine Mahnungen zur Außenpolitik verhallen. Nun kündigte der Ministerpräsident auch noch an, sich einem TV-Duell mit dem Spitzenkandidaten der SPD für die Landtagswahlen zu verweigern. Für ein solches Duell gebe es „keinen Bedarf.“

Keinen Bedarf? Bei wem? Beim bayerischen Volk? Mitnichten. Kein Bedarf vielmehr bei Stoiber, dem Fastkanzler, im TV-Duell gegen einen SPD-Nobody anstelle Gerhard Schröders anzutreten. Kein Bedarf, den chancenlosen Sozi mit seiner Anwesenheit aufzuwerten. Kein Bedarf, live im Fernsehen zu dokumentieren, wo Stoiber mittlerweile wieder angekommen ist: daheim in der Provinz. STEFAN KUZMANY