Großbanker soll Kirch Schadenersatz bezahlen

Landgericht verurteilt Ex-Deutsche-Bank-Chef Breuer, weil er nicht schwieg. Summe muss noch ermittelt werden

MÜNCHEN dpa/rtr/taz ■ Der ehemalige Deutsche-Bank-Chef Rolf Breuer muss dem gescheiterten Medienunternehmer Leo Kirch Schadenersatz für seine umstrittenen Äußerungen über die Kreditwürdigkeit der KirchGruppe zahlen. Dies entschied gestern das Landgericht München. Breuer habe gegen die Verschwiegenheitspflicht der Banken verstoßen. Über die Höhe des Schadenersatzes müsse in einem nächsten Schritt entschieden werden. Kirch hatte Breuer vorgeworfen, sein Unternehmen durch die öffentlich geäußerten Zweifel an der Kreditwürdigkeit in die Insolvenz getrieben zu haben.

Der Anwalt der KirchGruppe kündigte nach der erfolgreichen Feststellungsklage an, so schnell wie möglich Schadenersatz einzufordern. Er gehe von einer Größenordnung von mindestens 100 Millionen Euro aus. Vertreter der Deutschen Bank waren nicht vor Gericht vertreten.

Breuer war im vergangenen Jahr gefragt worden, ob die Banken bereit seien, Kirch weiterhin unter die Arme zu greifen. Darauf sagte er: „Was alles man darüber lesen und hören kann, ist ja, dass der Finanzsektor nicht bereit ist, auf unveränderter Basis noch weitere Fremd- oder gar Eigenmittel zur Verfügung zu stellen.“ Die Anwälte Leo Kirchs bezeichneten dies als „Todesstoß für die KirchGruppe“.

Der letzte Kampf des verschuldeten Kirch-Imperiums begann eigentlich schon im Dezember 2001. Damals forderte die Dresdner Bank einen Kredit über 460 Millionen Euro von Kirch zurück. Ende Januar 2002 witterte der Springer-Verlag eine Chance seinem ungeliebten Großaktionär Kirch einen Stoß zu versetzen: Der Verlag übt eine Verkaufsoption über 767 Millionen Euro für 11,5 Prozent an der bedeutendsten Kirch-Tochter ProSiebenSat.1 aus und gibt Kirch bis Ende April Zeit, die vereinbarte Summe zu überweisen. Alle im Medienzirkus lauern, wie lange es der Alte wohl noch macht.

Am 5. Februar äußert dann Breuer, einer der Hausbankiers Kirchs, öffentlich seine Zweifel. Es folgt ein Sanierungskonzept, doch die Verhandlungen mit den Banken über neue Kredite scheitern am 5. April. Am 8. April meldet die KirchMedia als erste Konzerntochter Insolvenz an. Das 40-prozentige Paket Kirchs an Springer ist inzwischen verkauft, die Fernsehabteilung Kirchs, ProSiebenSat.1, ging an ein Konsortium unter Führung des Bauer-Verlags. REM