Wenn ich Königin wäre …

betr.: „Der Finanzkapitalismus ist am Ende“, taz vom 16. 10. 08, „Abkehr vom Wachstumsglauben“, taz vom 15. 10. 08

Mitten in Chaos und Panik hat Michael Müller noch seine Vision und das Wuppertal-Institut auch – und ich als kleiner Wurm in der „Zivilgesellschaft“ auch! Wenn ich Königin wäre, würde ich die 480 Milliarden für folgenden alternativen Sanierungsplan ausgeben:

Zuallererst sämtlichen Bankern, Wirtschaftslobbyisten und Regierungsvertretern einen mehrmonatigen Urlaub spendieren. Sie haben die Wahl zwischen verschiedenen Aktiv- und Bildungsurlauben: Erntehilfe auf Bio-Höfen, Erlebnisaufenthalt in afrikanischen Kleinbauernfamilien, Praktikum bei der Hunger-Nothilfe vor Ort oder Sozialeinsatz in Hartz-IV-Familien. In der dann einkehrenden Ruhe werden Finanz- und Wirtschaftssystem auf sozial-ökologisch umgebaut, das Grundeinkommen wird eingeführt; der dadurch frei werdende Bürokratieapparat kontrolliert zukünftig Nachhaltigkeitsstandards und CO2-Verbrauch in der Produktion und erhebt daran angepasste Steuern.

Sämtliche Agrarexportsubventionen werden gestrichen. Die frei werdenden Mittel werden in die Umstellung landwirtschaftlicher Betriebe von Überschussproduktion auf gesunde und umweltverträgliche Wirtschaftsweise sowie in die Entwicklung heimischer Landwirtschaft in bisherigen Exportempfängerländern des Südens gesteckt. Jegliche Beteiligung an sämtlichen Kriegen wird eingestellt; die frei werdenden Mittel gehen in die Landwirtschaftsförderung und humanitäre Hilfe in armen Ländern. Der Wachstumsbegriff wird umdefiniert, indem qualitative Maßstäbe (Nachhaltigkeit, Gesundheit, Zufriedenheit …) mehr Gewicht erhalten. Materielles Nullwachstum wird medial nicht mehr als Schreckgespenst, sondern als neue Norm und positive Zeichen der „Ökonomie des Genug“ verbreitet.

Wenn sie dann alle wieder nach Hause kommen, haben sie sich vielleicht ziemlich verändert. Von denen, die so weitermachen wollen wie vorher, lässt sich jedoch niemand mehr durch Rezessions- oder Arbeitsplatzverlustdrohungen einschüchtern.

Ehrlich: Ich habe nicht durchgerechnet, ob das Geld reicht, aber es kommt mir ziemlich viel vor!? SABINE MIEHE, Marburg