Schreibend brüllen

Lebogang Madichaba Mashile zu Gast in Bremen

Man nennt sie kurz und liebevoll „Lebo“. Sie ist ein gerade mal 1,55 Meter großes Energiebündel und 24 Jahre jung. Ihre Rasterlocken-Strähnen reichen offen bis zum Steiß, und sie denkt so schnell, dass ihr die Worte im american english wie ein Wasserfall heraus plätschern. Sie läuft begeistert durch die Böttcherstraße und findet überhaupt, dass Bremen viel schöner sei als Kiel oder Hamburg: „Pretty, you know.“ Und die Insel Sylt lobt sie als herrliches Domizil, zum Schreiben. Hierher wurde sie von der „Kultur-Quelle“ als Stipendiatin eingeladen.

Lebogang Madichaba Mashile ist eine „Schwester“, a black sister aus Südafrika, eine, die schon mal mit „Jesus Christ ‘nen Joint durchzieht“, um mit ihm Schmerzen zu teilen. Lebogang ist eine Dichterin. Sie gehört zur Post-Apartheid-Szene, zur „new powerful generation“. Die Eltern waren aus Südafrika in die USA geflüchtet. 1994, nach dem Ende des Apartheid-Regimes, ging die Familie zurück nach Johannesburg. Ein Schock. Aber fruchtbar. „Ich bin wie ich eben bin“, sagt sie heute und hat als Heimat Südafrika erwählt. Dort machte sie sich als Lyrikerin einen Namen. Zum ersten Mal in Deutschland, zum ersten Mal auf „Lesetour“ machte sie im Ambiente den Auftakt zur Reihe „Südafrikanische Literatur“. Lebogang Mashile spricht, völlig frei. Das ist südafrikanische Poesie: Sprache, vorgetragen wie Musik, tiefgängiger Hiphop, wippender Körper, gestikulierende Hände. Worte sinnlich ausgedrückt, keine Bleilettern auf Papier. „...Ich halte einen Stift für jede Alte, die keine Faust zu recken wagte gegen die Tyrannei...“ Lebogang schreibt es und brüllt es vibrierend hinaus in die Welt. Lebendiger, spritziger kann Lyrik kaum sein. Daba