Ein amerikanisches College eröffnet in Berlin

Für 6.000 Euro Jahresbeitrag sollen im ersten Jahr rund 30 Studenten ein Studium in „Business, Management und Administration“ beginnen können. Zugleich gibt es die Möglichkeit, Wahlfächer zu jüdischen Studien zu belegen

Berlin bekommt eine neue Hochschule – und das auch noch geschenkt. Am idyllischen Rupenhorn nahe des Stößensees vor Spandau soll schon im Herbst ein amerikanisches College eröffnen. Studenten mit englischen Sprachkenntnissen sollen auf dem „Touro College Berlin“ einen amerikanischen Studiengang in Betriebswirtschaftslehre mit dem Abschluss „Bachelor of Science in Business, Management and Administration“ absolvieren können. Der kleine Haken: Ein Studienjahr wird die Lernwilligen 6.000 Euro kosten.

Gegründet wurde das „Touro College“ von Bernard Lander (89), der ähnliche Hochschulen bereits in New York, Kalifornien, Israel und Russland aufgebaut hat. Insgesamt studieren an diesen Colleges rund 15.000 junge Menschen. Kurse werden auch in China und Vietnam angeboten. Erstmals, so die Gründungsdirektorin Sara Nachama, werde in Deutschland eine jüdisch-amerikanische Universität eröffnet, die sowohl jüdischen wie nichtjüdischen Studentinnen und Studenten offen stehe.

Das Touro College Berlin will neben dem dreijährigen BWL-Studium auch obligatorische geisteswissenschaftliche Kurse anbieten. Sie sollen Einblicke in die amerikanische Kultur geben und die „internationale Verständigung fördern“. Zudem werde es die Möglichkeit geben, Wahlfächer zu jüdischen Studien zu belegen. Zum geisteswissenschaftlichen Angebot gehören Kurse in Englisch, einer zweiten Sprache und im Fach „Personal Development“, in dem es vor allem um die Förderung von „Leadership“-Fähigkeiten gehen soll, wie Herwig Haase sagte. Der Rektor der Europäischen Wirtschaftsschule (ESCP-EAP) wird für den ersten Studienjahrgang als ehrenamtlicher Dekan tätig sein.

Lander, der Soziologie-Professor und im Beraterkreis der US-Präsidenten Eisenhower, Kennedy und Johnson war, sieht in dem Aufbau der Hochschule zugleich einen Beitrag zur deutsch-amerikanischen Verständigung. Er bedankte sich beim Berliner Senat für seine Hilfe: Dessen Unterstützung besteht faktisch jedoch nur darin, das „Haus am Rupenhorn“ günstig an das Touro College zu vermieten. Das Anwesen wurde von einem jüdischen Unternehmer gebaut, der es 1933 zu einem Spottpreis verkaufen musste. Später wohnte hier der Reichskirchenminister des NS-Regimes, nach dem Krieg war im eleganten Zwanzigerjahre-Bau eine Jugendbildungsstätte untergebracht.

Der College-Präsident rechnet im ersten Jahr mit mindestens 20, vielleicht aber auch mit 100 BWL-Studenten. Stipendien soll es auch geben. Und noch eine gute Nachricht verkündete Lander: „Ich habe die Stadt nicht um Geld gefragt und werde nicht danach fragen.“ PHILIPP GESSLER