Ralf Hermann, Museumsgründer in spe
: Lebensaufgabe Sand

Das Minigestein ist für ihn nicht nur eine zwischen den Zähnen knirschende Erinnerung an den Urlaub am Strand. Für Ralf Hermann ist Sand eine Lebensaufgabe. Seit mehr als zehn Jahren sammelt er den quarzhaltigen Stoff in der ganzen Welt. 1997 gründete der 44 Jahre alte Archivar aus Cramme bei Wolfenbüttel den Verein „Deutsches Sandmuseum“. Seitdem helfen rund 30 Mitglieder aus Deutschland, Frankreich und der Schweiz sowie zahlreiche Urlauber bei der Erweiterung des Crammer Sand-Archivs. Mehr als 25.000 Exponate lagern mittlerweile im Keller von Ralf Hermann.

Sorgfältig in Schubladen, daumenhohen Glasflaschen und Kästchen sortiert, hütet der Vereinsvorsitzende seine Schätze. „Viele wissen gar nicht, was im Sand alles drin sein kann“, sagt Hermann. Winzige Skelette, Einzeller, Seeigel, Muschelreste und Mineralien in kleinster Form – deshalb sei Sand manchmal auch so bunt. Und nicht nur das. „Sand kann auch singen, tanzen und leuchten“, sagt Hermann und erzählt von fluoreszierenden und statisch aufgeladenen Sedimentgesteinen.

Für die nach eigenen Angaben weltweit größte Privatsammlung fehlen nur noch Proben aus etwa 20 Ländern – darunter die Weihnachtsinseln oder Äquatorialguinea. „Und Mondstaub fehlt natürlich auch noch“, sagt Hermann. Urlaub macht er, wo es neuen Sand gibt. Auf der griechischen Insel Kreta hat er so Proben von allen 280 Stränden genommen.

Noch schlummern die Trouvaillen im Keller, nur auf Anfrage gibt es Führungen. Spätestens im kommenden Sommer möchte Hermann die Sammlung und damit das erste deutsche Sandmuseum für Jedermann zugänglich machen. Dafür verpachtet Hermann eine Etage seines Wohnhauses an den Verein. Auf fast 200 Quadratmetern soll das Thema Sand von allen Seiten beleuchtet werden – kulturhistorisch, industriell, sprachlich und gesellschaftlich. Auch hunderte von Sanduhren, ausgefallene Sandkunst oder Sand-Bohrkerne ausgestellt werden. „Sand begegnet uns schon morgens in der Zahnpasta – viele wissen das gar nicht. Das“, sagt Hermann, „wollen wir ändern.“ KAI SCHÖNEBERG

Fotohinweis:RALF HERMANN, 44, hat ein Gespür für Sand. Mehr als 25.000 Sand-Exponate lagern in seinem Keller. FOTO: DPA