der große public-value-test (13)
: Heute: der Doku-Sender

Was dürfen öffentlich-rechtliche Sender im Internet? Am 23. Oktober werden Spielregeln festgeklopft. Bis dahin fragen wir: Wie steht es um den sog. Public Value der Sender? Und außerdem, weil fundierte Expertenmeinungen weiterhin wichtig sind: Was sagt Marcel Reich-Ranicki dazu?

Name: N24

Alter: 8

Sitz: Berlin

Chef: Torsten Rossmann

Gehört zu: ProSiebenSat.1 Media

Merkt man davon was? Aber sicher. Und zwar nicht nur inhaltlich, auch optisch: Weil N24-Reporter immer sich und anderen dicke Mikros unter die Nase halten, auf denen alle Senderlogos prangen. Große Familie eben.

Information: 45

Unterhaltung: 20 (Dokus und Reportagen; siehe unten)

Marktanteil: 1,1 (2007)

Programm-Highlights: Hat ein Herz für Michel Friedman. Der rutschte 2003 auf weißem Pulver aus und tat sich böse weh. Konsequenz: TV-Verbot. Seit 2004 kann man ihn auf N24 wieder beim Gästetätscheln sehen. Na ja, und auf Premiere. Aber das gilt nicht, weil das ein Bezahlsender ist.

Tiefpunkte: Und N24 ist ein Nachrichtensender? Wie man’s nimmt. Sendet neben News nämlich auch gerne und viel und lang Dokus über Hitler, Haxe und „Balla-Balla am Balkanbeach – Feiern bis der Strand glüht“. Bis der Strand glüht? Egal. Weiterer Tiefpunkt: Der Talk „Links – Rechts“ mit Hajo Schumacher und Hans-Hermann Tiedje, vor allem als Juso-Chefin Franziska Drohsel zu Gast war. Motto: Zwei ältere Herren, von denen einer Rotwein kelcht und dicke Havannas qualmt, knöpfen sich mal ein junges unerfahrenes Ding vor. Sehr altväterlich. Außerdem: Zu viel Hitler. Aber das/den hatten wir ja schon.

Typisch bei n24.de: Viele Nachrichtenvideos. Ansonsten ein Mischmasch aus Boulevard und weitgehend sinnfreien bzw. vor allem klickträchtigen Fotostrecken bzw. Quizfragen.

Public Value: Na ja, geht so. Man erfährt bei N24 viel über wenig.

Marcel Reich-Ranickis Bilanz: Wo ist Brecht? Und Shakespeare? Hört denn keiner auf mich?