Elf Tote in Gaza

Offensive der israelischen Armee und Raketenangriffe der Hamas lassen Bemühungen um Waffenstillstand zunehmend aussichtslos erscheinen

JERUSALEM taz ■ Erneute israelische Militäroffensiven in Gaza und Nablus haben mindestens dreizehn Tote gefordert. In der Nacht zum Mittwoch rückte die Armee mit 40 Panzern in das Gazaer Wohnviertel Schajadjeh vor, das als Hochburg der islamischen Widerstandsgruppen gilt. Bei heftigen Gefechten kamen elf Menschen ums Leben, darunter offenbar mehrere Zivilisten. In der Westbank-Stadt Nablus besetzten Soldaten mehrere Wohnhäuser und zwei Schulen. Mindestens zwei Palästinenser kamen dabei zu Tode.

Die jüngsten Eskalationen erschweren die derzeitigen Bemühungen der ägyptischen Regierung, eine Waffenstillstandserklärung der palästinensischen Widerstandsgruppen zu erwirken. Der Chef des ägyptischen Nachrichtendienstes, Omar Suleiman, ist Initiator dieses Prozesses. „Jedes Mal, wenn ein Attentat stattfindet, kann [Israels Premierminister Ariel] Scharon seinen Appetit mit einem Schaf stillen“ und feiern, zitiert einer der Delegierten Suleiman.

Palästinensischen Informationen zufolge hatte sich die Hamas unter einer Reihe von Bedingungen zu Kompromissen bereit erklärt. Dazu gehören der israelische Abzug aus den Palästinensergebieten, die Entlassung der palästinensischen Inhaftierten und die Beendigung der Exekutionen. Konditionen, die Israel kaum erfüllen wird, die aber dennoch eine Aufweichung der bisherigen Position der islamischen Fundamentalisten bedeuten. Die Hamas betrachtet auch Israel als besetztes Gebiet und Teil Großpalästinas.

„Wenn wir uns das nächste Mal in Kairo treffen, werden wir alle Fraktionen aufrufen, sich unserem Widerstand anzuschließen“, kündigte Hamas-Sprecher Abdel-Asis Rantisi an. Dabei ginge es nicht nur um den Kampf gegen die Besatzungsarmee, sondern auch um die Ermordung von Zivilisten. „Scharon hat gestern Zivilisten ermordet. Wir werden mit den gleichen Methoden Vergeltung üben.“

Die Drohung wurde umgehend wahr gemacht. Bei einem palästinensischen Raketenangriff aus dem Gaza-Streifen ist gestern erstmals ein Bewohner in der israelischen Wüstenstadt Sderot schwer verletzt worden. Nach Angaben der Armee schlugen vier der von der Hamas-Bewegung selbst entwickelten „Kassam“-Raketen im Industriegebiet der Stadt ein.

SUSANNE KNAUL