Hotels auf der Couch

Was tun, wenn Michael Jackson mal gerade nicht zu erreichen ist? Der Oldenburger Hoteltester Olaf Trebing-Lecost weiß Bescheid. Er prüft die „Dienstleistungsorientierung“ der Mitarbeiter auch in Bremer Luxusschuppen – und hat den „Mercedes unter den Hotelführern“ geschrieben

taz ■ Wer kennt das nicht: Die Schwiegereltern kündigen sich spontan zu Besuch an und man hat weder Kaviar noch Büffelmozarella im Haus. Auf der Gästematratze hat die Katze in der vergangenen Nacht ihre Jungen geboren, der Pool wird gerade gereinigt. Also ab ins Hotel mit den Herrschaften. Aber in welches? Wer nächtigt in der eigenen Stadt schon in fremden Betten gegen Bezahlung? So weiß man vom „Park Hotel“ nur, dass es den Blick auf den Bürgerpark verstellt und VIPs wie Michael Jackson dort einquartiert werden.

Aber fühlt man sich in einem solchen Haus wirklich wohl? Wird man auf Händen getragen? Michael Jackson ist nicht zu erreichen, die Schwiegereltern stehen in zwei Stunden auf der Matte: Keine Zeit für eine Probenacht. Wie gut, dass es Hotelführer gibt. Ganz neu auf dem Markt: Der „Hotel und Restaurant Guide“ des Oldenburger Hoteltesters Olaf Trebing-Lecost. Sein Steckenpferd: Die Dienstleistungsorientierung der schnieken Häuser. Auch Bremer Hotels hat er daraufhin überprüft, ob sie angenehme Ausnahmeerscheinungen in der „Servicewüste Deutschland“ sind. Jacksons „Park Hotel“ genügt seinen Ansprüchen auf jeden Fall nicht: Der Hoteldirektor hofiere nur die VIPs, mit gemeinem Fußvolk wie Trebing-Lecost gebe er sich nicht ab. „Arrogant“ und „überheblich“ findet Trebing-Lecost den Laden.

Der Empfangsdirektor im „Park Hotel“, Frank Hofrogge, kann sich das harsche Urteil nicht erklären. Noch nie in seinen sieben Jahren beim „Park Hotel“ habe ihm ein Gast Arroganz vorgeworfen. Natürlich sei auch der Hoteldirektor jederzeit ansprechbar. „Ich höre zum ersten Mal von Trebing-Lecost – wahrscheinlich versucht er auf diese Art, seine Bücher loszuwerden.“

Trebing-Lecost preist sein Buch hingegen als „Mercedes unter den Hotelführern“. Das Nachschlagewerk kostet stolze 38 Euro. Der Autor sieht seine potentielle Käuferschaft vor allem im anspruchsvollen Vielreisenden. Über die Auflage mag Trebing-Lecost allerdings nichts verraten. „Vierstellig“ soll sie sein. Ein Geheimnis macht der Hoteltester auch um seinen Lebenslauf. Genaues verrät der 35-Jährige nicht. Nur soviel: „Ein bisschen Promotion, ein bischen Eventmarketing und Public Relations.“ Und jetzt eben Hotels.

Sein herber Tonfall, mit dem er über manches Hotel und seine Chefs herzieht, hat ihm schon einige Hausverbote beschert. In Bremen darf er bisher noch überall rein. Ausgesprochen gut hat es ihm im „Hilton“ in der Böttcherstraße gefallen, wo er seinen „Guide“ am Dienstag vorstellte. „Schon bei der Anreise, wenn sich der Page um das Gepäck oder um den Wagen kümmert, erfährt man, dass man hier mehr erwarten darf als von einem gehobenen Mittelklassehotel“, heißt es im Guide.

Zum „Marriot“ am Hillmanplatz, dem Hotel „Zur Post“ am Bahnhof und dem „Maritim“ hinter der Bürgerweide fällt Trebing-Lecost nicht viel ein, aber das Konzept sei auch eher, sich einzelne Hotels herauszugreifen und diese länger zu besprechen. „Kenner sagen, das sei jedes Mal eine Psychoanalyse.“ Eiken Bruhn