Garstig Lied, politisch Lied

Beim Festival Musik und Politik wird in der Wabe und ZwiEt am Kulturstandort im Ernst-Thälmann-Park über die Zeiten räsoniert, als wenigstens noch die Frontstellung Ost und West mit den musikalischen Schlupflöchern dazwischen funktionierte

Festival Musik und Politik bis 23. Februar. Info: ☎ 428 072 94 oder www.concertidee.de

Zuerst der Hinweis auf eine Ausgrabung: 1967 gastierte Pete Seeger in der Volksbühne, und jetzt wurde der Mitschnitt des Konzerts frisch aufgefunden. Am heutigen Freitag wird er erstmals wieder gezeigt, im ZwiEt um 23 Uhr im Rahmen des Festvals Musik und Politik 2003. Mit diesem Rekurs markiert man auch schon die Marschrichtung des noch bis zum Sonntag stattfindenden Festivals. Verhandelt werden so Namen wie Oktoberklub, Die Drei Tornados, Wolf Biermann, Ton Steine Scherben, Lok Kreuzberg, Nina Hagen …, und die skizzieren nun wirklich nicht die aktuellste Plattensammlung. Also rückwärts, unvergessen? Nur mal wieder ein Durchlüften alter vorwendischer Strickpullover, in aller Erinnerungsseligkeit? Darüber aber kann man doch durchaus streiten und muss deswegen schon vorbeischauen, um zu erfahren, wieso die Veranstalter bewusst das Motto „Ostberlin – Westberlin, Musik und Politik in den 70er-, 80er-Jahren“ als Leitmotiv gewählt haben. Bei einem Podiumsgespräch am Samstag setzen sich dabei so Protagonisten wie Helmut Kammel, einst in der Generaldirektion der Künstleragentur der DDR, und sein westkapitalistisches Pendant Fritz Rau an einen Tisch. Später in dieser Nacht gibt es etwas aktueller eine Runde zum Thema „Die Künstler und der Krieg“, und bereits am heutigen Freitag unterhalten sich Martin Büsser und Werner Pieper über „Musik und Zensur nach dem 11. September“ (ZwiEt, 18 Uhr). Drumherum natürlich auch die musikalische Praxis. Ausstellungen, Liederkinos.