DAS DOSENPFAND WIRKT: DIE ZEITEN DES EX UND HOPP SIND VORBEI
: So einfach ist Umweltpolitik

Es ging nie um ein simples Dosenpfand. Es ging immer um das „Zwangs“-Pfand. Das klang schön gruselig nach Folter, Daumenschrauben und Teerung. Dieses Pfand war schon immer eine Bestie. Man sah die Getränkeindustrie förmlich auf der Streckbank liegen, während Minister Trittin die Riemen fest zurrte und diabolisch grinsend seine Initialen in die Bäuche der Delinquenten ritzte.

Was haben wir uns nicht alles anhören müssen. Das Zwangspfand sei ein Schlag ins Gesicht der Getränkeindustrie, gefährde deren Innovationskraft, koste Milliarden und werde absolut nichts für die Umwelt bringen. Die FAZ weinte besonders heftig und sah unsere Küchen als wüst stinkende Sammeldepots enden. Dort, wo wir einst friedlich unseren Espresso schlürften, würden sich neben Eierkartons, Sprudel- und Bierkisten, Zeitungen, Wertstoffsack und Biomüll künftig Millionen leerer Getränkedosen stapeln. Ein Szenario des nahenden Mülltods, der nur durch Anmietung zusätzlicher Räume zu verhindern sei.

Vorbei! Das Dosenpfand kam trotz heftigem Widerstand, und die Bundesrepublik ist nicht daran untergegangen. Es war eine der wenigen politischen Entscheidungen, die gegen geballte ökonomische Macht durchgesetzt wurde. Erinnern wir uns, dass der damalige NRW-Ministerpräsident Clement sich mit Aldi und Konsorten verbrüderte und nach Berlin marschierte – gegen die Pfandmafia. Und solche Supermänner sollen uns heute vor der Arbeitslosigkeit retten.

Schon zwei Monate nach dem Tag X kommt frohe Kunde von Kiosken, Tankstellen, Getränke- und Supermärkten. Das Dosenpfand zeigt die erwartete Wirkung. Beim Bier stieg der Mehrweganteil von 74 auf 91 Prozent, bei der Limo von 50 auf 75 Prozent. Jede zweite Dose wurde durch Mehrweg ersetzt. Das Pfand bringt nichts? Alles nur Ideologie? Von wegen! Die Pfandbestie hat endlich Wettbewerbsgleichheit geschaffen. Und weil die Aufbewahrung nicht leicht zu handeln ist, werden eben weniger Dosen gekauft. Ex-und-Hopp-Zeiten sind vorbei, Wald und Wiese nicht länger Weißblechsammelstelle. Dafür sorgen läppische 25 Cent. So einfach kann Umweltpolitik sein. Da lacht die Rotbauchunke! MANFRED KRIENER