soundtrack
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„Ich will originelle Klezmermusik machen, betrunken, dreckig, politisch und leidenschaftlich. Als Jude osteuropäischer Abstammung sehe ich es als meine Pflicht, diese Musik lebendig zu machen, und sie nicht hinter Glas aufzubewahren wie in einem Museum.“ Wenn sich Geoff Berner aus dem kanadischen Vancouver heute sein Akkordeon umschnallt, ist das Ziel klar: Klezmer in die Bars zurücktreten und -schreien. Als Berner vor sieben Jahren seine erste EP „Light Enough to Travel“ auf dem Punk-Label „Sudden Death Records“ herausbrachte, war das Ziel noch nicht ganz so klar und die Reaktionen gemischt: die einen waren verstört und verschreckt, die anderen waren auch verstört, konnten die Abgebrühtheit, sich allein mit einem Akkordeon der großen Welt der Musikstile zu stellen, aber zumindest wertschätzen. Mittlerweile ist Berner schon mit Billy Bragg und dem „Kaizers Orchestra“ aufgetreten, hat im energetischen Klezmerpunk die Musik seines Herzens gefunden und in Osteuropa die Musiker mit dem ausreichenden Talent für sein Unternehmen. Heute Abend wird der Klezmer in die Astra-Stube getreten. Do, 23. 10., 21.30 Uhr, Astra-Stube, Max-Brauer-Allee 114 Eines der zentralen Argumente gegen einen Besuch des Herrn Berner fällt ohnehin aus. Das Calexico-Konzert in der Fabrik ist nämlich schon länger ausverkauft und für Konzertsuchende damit irrelevant. Nicht aber das Schaufenster-Konzert, das die Wüsten- und Gringo-Rocker heute Nachmittag vor „Michelle Records“ in der Innenstadt geben. Da werden die Mariachi-Trompeten zwar nicht so gut zu sehen und zu hören sein wie in Ottensen, dafür muss man aber auch nicht eine Handvoll Dollar hinlegen. Do, 23. 10., 17 Uhr, Michelle Records, Gertrudenkirchhof 10 Zum Schluss noch der erste Satz, den ich in dieser Zeitung geschrieben habe: „Es gibt Tage, an denen man all der Schwermut wegen das Gefühl nicht loswird, man könne, selbst wenn die gebrochenen Flügel tragen würden, nicht so recht fliegen. Hat man den Boden trotz allem verlassen (…) bleibt die Frage wohin. Die Musik zu derartigen Flugversuchen gibt’s im Fundbureau.“ Und zwar am Sonntag wieder, beim Trio Tschilp, dazu die Postrocker Airpeople und die Noiserocker Honigbomber. So, 26. 10., 21 Uhr, Fundbureau, Stresemannstr. 114 ROBERT MATTHIES