NEU IM KINO
: Diese Woche frisch

Anonyma – Eine Frau in Berlin

D 2008. Regie: Max Färberböck. 131 Min.

Es ist immer schade, wenn aus einem ungewöhnlichen Buch ein mittelmäßiger Film wird. Hier ist es besonders bedauerlich, weil „Anonyma – Eine Frau in Berlin“ ein äußerst ungewöhnliches Buch ist, die Tagebuchaufzeichnungen einer Frau nach dem Einmarsch der Russen in Berlin. Max Färberböck hat daraus einen äußerst durchschnittlichen Film gemacht. Man glaubt, jede Kulisse und jede Figur schon in zehn Filmen zuvor gesehen zu haben: die gleiche Straße, derselbe Bunker, die Kittelschürzen, ja, selbst die russischen Soldaten kommen einem bekannt vor, und dazwischen Nina Hoss, von der man inzwischen gar nicht mehr weiß, ob sie eigentlich eine gute Schauspielerin ist, weil sie ständig dasselbe machen muss. Schön aussehen, sparsam reden und vor allem gucken. Eine überzeugende Bildsprache für sein Sujet – die Vergewaltigungen, denen die Berliner Frauen zum Opfer fielen – findet der Film nicht.

Old Joy

USA 2005. Regie: Kelly Reichardt. 76 Min.

Mit dem stimmungsvollen Realitätssinn, die den US-amerikanischen Independentfilm einst groß machte, erzählt Kelly Reichardt in „Old Joy“ von zwei Freunden in Oregon (der eine wird dabei von dem Songwriter Will Oldham gespielt), die noch einmal einen gemeinsamen Ausflug ins Grüne unternehmen. Vordergründig ist es eine völlig undramatische Geschichte, eine, die man mit Schulterzucken übergehen könnte, aber Reichardt schildert sie so präzise und reich an aussagekräftigen Details, dass daraus ein Zeitbild wird, eine Momentaufnahme, in der weit mehr gesellschaftliche Relevanz steckt als im sonstigen Großteil der hochdramatischen Liebes- oder Actionspektakel.

ANONYMA – Eine FRAU IN BERLIN in 17 Kinos OLD JOY: fsk, Hackesche Höfe