Gläserne Tierkäfige

Tierversuchslabor Covance Laboratories wehrt sich vor Gericht gegen Video-Überwachung der Stadt Münster

MÜNSTER taz ■ Gegen eine Dauer-Videoüberwachung wehrt sich das Tierversuchslabor Covance Laboratories. Diese wurde wegen des Verdachts auf Tierquälerei von der Stadt Münster verhängt. Nun will das Unternehmen nach eigenen Angaben gerichtlich gegen die Videoüberwachung vorgehen.

Das Münsteraner Labor hatte Anfang Dezember Schlagzeilen gemacht (taz nrw berichtete) nachdem das ZDF-Magazin „Frontal 21“ Filmaufnahmen eines eingeschleusten Journalisten ausgestrahlt hatte. Darin waren unter anderem Affen mit Verhaltensstörungen gezeigt worden. „Die Fernsehbilder sprechen eine recht deutliche Sprache“, sagt Umweltstaatssekretär Thomas Griese. Sein Ministerium habe Ausschnitte gesehen, die im ZDF mit Rücksicht auf die Zuschauer nicht gezeigt wurden.

Covance weist die Vorwürfe von sich: Zwei vom Unternehmen beauftragte Gutachter hätten im Filmbeitrag keine Verstöße gegen das Tierschutzgesetz erkennen können, sagte Geschäftsführer Friedhelm Vogel. „Außerdem ist der Beitrag im Nachhinein mit Geräuschen gemischt worden, die nicht in dem Originalton entsprechen“, meinte er. Eine Dauerüberwachung per Video halte er auch aus Datenschutzgründen bedenklich, sinnvoller seien häufigere Inspektionen. Staatssekretär Griese kritisierte die Weigerung: „Das Unternehmen will Transparenz offenbar vermeiden.“

Dabei steht für das Tierversuchslabor viel auf dem Spiel: Gegen Covance wurde ein Verfahren eingeleitet, der den Entzug der Haltungserlaubnis nach sich ziehen kann, also die Schließung des Labors bedeutet. Außerdem läuft bereits ein weiteres Verfahren gegen das Unternehmen, wegen der Tötung von 1000 Affen vor einigen Jahren.

Die Tierschutzorganisation „Menschen für Tierrechte“ hat nun auch gegen den Leiter des Münsteraner Veterinäramts, Roland Otto, Strafanzeige gestellt. Er habe bei den Kontrollen Tierquälerei geduldet und sich in der Öffentlichkeit wiederholt für Covance ausgesprochen, werfen die Tierschützer ihm vor. Der taz gegenüber hatte Otto Mitte Dezember gesagt, „dass da Bilder zusammengeschnitten worden sind, die nicht zusammengehören“.

Der US-Konzern Covance ist seit 1980 in Münster tätig und eines der größten Tierversuchslabore in Deutschland. 200 Mitarbeitern setzen dort 23 Millionen Euro im Jahr um. Das Labor testet vor allem Nebenwirkungen von Medikamenten. Derzeit leben in den Stallungen 1600 Affen. NAW