Berlin feierte feuriges Silvester

Eine Million feierten am Brandenburger Tor und Unter den Linden. Kaum Böller-Opfer zu beklagen. Gebrannt hat es dafür umso öfter. Anderen war nach dem Sprung ins Wasser ziemlich kalt

VON TORBEN TRUPKE

Zufriedene Gesichter bei den Veranstaltern der Silvesterparty, mehr Brände als im Vorjahr, dafür weniger Böller-Opfer – das ist die offizielle Bilanz der Behörden zum Jahreswechsel.

Eine Million Menschen begrüßten Unter den Linden und am Brandenburger Tor das Neue Jahr – weit mehr also als die 800.000, mit denen im Vorfeld gerechnet wurde. Das Sicherheitskonzept von Polizei und Feuerwehr ging dabei voll und ganz auf. Wer die Festmeile betreten wollte, musste Knaller und Raketen vorher wegwerfen oder noch schnell abfackeln. Dank dieser Maßnahme und einer Aufklärungskampagne der Feuerwehr reduzierte sich die Zahl der Silvester-Geschädigten von über 500 im letzten Jahr auf ein knappes Dutzend.

Im krassen Gegensatz zu diesen erfreulichen Nachrichten steht allerdings die große Zahl der Brandeinsätze. Fast 800 Mal musste die Feuerwehr ausrücken, eine Steigerung um 40 Prozent im Vergleich zu 2002. Meistens handelte es sich um Balkon- oder Mülltonnenbrände. Insgesamt waren die Blauröcke über 1.700 Mal unterwegs.

Eine ihrer Fahrten führte gegen ein Uhr am Neujahrsmorgen auch zum ZDF-Hauptstadtstudio Unter den Linden. Der Dachstuhl des Gebäudes brannte auf einer Fläche von etwa hundert Quadratmetern. Schuld war wohl eine Silvesterrakete, die sich in den Lüftungsschlitz verirrt hatte und einen Schwelbrand auslöste. In knappen zwei Stunden hatten die 70 Einsatzkräfte das Feuer gelöscht. Ein Mitarbeiter des Wachdienstes erlitt eine Rauchvergiftung, ansonsten ging die Sache glimpflich aus. „Sendtechnische Einrichtungen sind nicht beschädigt worden, der Betrieb kann normal weiterlaufen“, ließ das ZDF gestern von einem Sprecher verkünden.

Auch die taz hat es in der Silvesternacht erwischt. Wieder war es ein Dachstuhl, der Feuer fing – vermutlich ebenfalls durch eine orientierungslose Rakete. Das Lager des Redaktionsachivs blieb glücklicherweise verschont. Die Höhe des Schadens ist noch nicht absehbar. An der FU brannte es im Keller des Pharmazeutischen Instituts, in der Muskauer Straße 19 in Kreuzberg wurde es ebenfalls heiß unterm Dach.

Neben 20 Leichtverletzten bei einem Gedränge in der Nähe des Brandenburger Tores meldete die Polizei auch drei Schusswaffen-Opfer. Bei Schlägereien wurden 52 Personen verletzt. Insgesamt fuhren die Beamten knapp 2.000 Einsätze.

Nicht einschreiten mussten die Retter hingegen gestern Morgen am Orankesee in Hohenschönhausen. Beim Neujahrs-Eisbaden der Wassersportgemeinschaft „Seehunde“ (Lufttemperatur: minus zwei Grad) gab es keine besonderen Vorkommnisse zu vermelden. Wie man hört, erreichten die Hobbyschwimmer das Ufer, ohne unterwegs festzufrieren.