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Nicht nur Lotte fährt nach Weimar! Rund 90.000 Gäste haben die vor einem Jahr wiedereröffnete Herzogin Anna Amalia Bibliothek besucht. Die Zahl wäre fünfmal so hoch, wenn die Besucherzahl im Rokokosaal aus denkmalpflegerischen Gründen nicht begrenzt werden müsste, teilte die Klassik Stiftung gestern mit. Termine seien bis ins nächste Jahr hinein gebucht. Die zum klassischen Weltkulturerbe Weimars gehörende Forschungsbibliothek war am 24. Oktober 2007 – drei Jahre nach dem verheerenden Brand – wiedereröffnet worden. Sie war für 12,8 Millionen Euro saniert worden und präsentiert sich wieder wie zur Zeit um 1850. Weitere 1,2 Millionen Euro kostete die Ausstattung.

Die Bibliothek mit dem 1766 fertiggestellten Rokokosaal stand am 2. September 2004 in Flammen – drei Wochen vor dem geplanten Auszug der historischen Bücher für eine Generalsanierung. 50.000 Bücher gelten als verloren, weitere 120.000 Bücher, Handschriften und Grafiken konnten mit Was- ser-, Hitze-, Ruß- oder Brandschäden gerettet werden. Insgesamt waren etwa 40 Prozent des historischen Buchbestandes betroffen. Die Restaurierung wird bis 2015 dauern.

Seit der Brandkatastrophe wurden nach Stiftungsangaben 18.000 alte Bücher als Ersatz für verbrannte Titel erworben. Fast die Hälfte der Bücher – zumeist aus dem 17. und 18. Jahrhundert – schenkten Privatleute oder befreundete Institutionen. Neben 3.000 alten Büchern konnten auch 15.000 neue wissenschaftliche Bücher und Zeitschriften zur Vervollständigung des Bestandes angekauft werden. 2008 wurde der Erwerbsetat der Bibliothek nach Jahren äußerster Geldknappheit auf 570.000 Euro angehoben. Auch eine Werkstatt für brandgeschädigtes Schriftgut öffnete.